FC Energie Cottbus: Zurück zu den Tugenden der Vergangenheit
Wenn dieses Heft die Hermann-Leserschaft erreicht, sind bereits drei Spieltage der neuen Regionalliga-Saison absolviert. Doch egal, mit welchen Ergebnissen der FC Energie die Spiele gegen Lichtenberg, Meuselwitz und Viktoria Berlin beendet hat, eine endgültige Prognose, in welchen tabellarischen Gefilden sich die Cottbuser im Saisonverlauf und erst recht am Ende ansiedeln werden, kann auch zu Beginn des Monats September kaum gegeben werden.
Seitens der Vereinsführung wird immer wieder auch die „Vision 2022“ zitiert, wenn von den aktuellen Möglichkeiten eines Saisonziels geredet wird. Dennoch sind sich die Verantwortlichen einig darüber, dass die eben begonnene Saison so gut wie möglich absolviert wird und die Spielzeit 2020/21 nicht etwa als Übungsprogramm für das darauffolgende Spieljahr angesehen wird. der Wunsch ganz oben dabei zu sein ist da. Konkret sagt der sportliche Leiter, Sebastian König: „Wir wollen auch in der aktuellen Saison so weit wie möglich oben mitspielen. Obwohl wir ja schon davon ausgehen, dass andere Mannschaften weit mehr in der Favoritenrolle sind als wir. Aber wir werden alles daransetzen, unseren FC Energie in der Spitze der Nordost-Staffel zu postieren. Zumal wir ja glauben, dass die ellenlange Saison der 38 Spiele sicher jeder Mannschaft alles abverlangen wird. Aber für dieses Mammutprogramm wollen wir eben auch bestens gerüstet sein.“
Und dies, obwohl die Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr ziemlich umgekrempelt wurde. Die Abgänge einiger Leistungsträger vergangener Tage, von Rangelov über Müller bis hin zu Unions Leihgabe Taz, haben das Bild der Mannschaft stark verändert. Trotzdem will niemand beim FCE von einer ausschließlich „jungen Truppe“ sprechen, wenn über die neue Altersstruktur geredet wird. Schließlich sind mit Felix und Florian Brügmann, oder auch mit Niclas Erlbeck Männer dem FCE treu geblieben, die für Qualität und Erfahrung gleichermaßen stehen. Auch der spektakulärste Neuzugang Max Kremer (31), der von Drittligist Meppen kam, steht für diese Werte. Daneben sind auch in der Sommerpause 2020 wieder höchst veranlagte Junioren aus Energies Nachwuchsleistungszentrum in den Kader der Männer gerückt, die den in den Vorjahren beschrittenen Weg der Durchlässigkeit hin zum Männerfußball weiterführen wollen und können. Jeremy Postelt oder auch Adrian Jarosch sollten durchaus schon bald in der Lage sein, in die Fußstapfen ihrer Vorgänger Leon Schneider, Tobias Eisenhuth oder Niklas Geisler zu treten und es ins Punktspiel-Aufgebot schaffen können.
Hatte man nach dem Test gegen den tschechischen Zweitligisten Varnsdorf, als nur ganz wenig von Harmonie, Durchschlagskraft und Torgefahr zu sehen war, schon Sorgen, dass es die neue Energie-Elf kaum schaffen würde, ein Wort um den Staffelsieg (und den damit verbundenen direkten Aufstieg!) mitzureden, so sah das eine Woche später schon ganz anders aus. „Gegen die Tschechen kamen wir aus einer wirklich höchst intensiven Trainingswoche, da war die Leistung für uns nicht so ganz überraschend“, erklärte Trainer Sebastian Abt später.
Gegen den Vertreter der 1. Bundesliga, Union Berlin, wusste das Team zu überzeugen. Die Niederlage fiel beim 1:3 ziemlich knapp aus und die gut 500 Zuschauer konnten sich, genau wie auch die live-Gäste des rbb-Fernsehens, an einer Mannschaft erfreuen, die spritzig und facettenreich den drei Klassen höher beheimateten Gästen das Leben schon recht schwer machte. „In diesem Spiel haben wir unsere neue Spielphilosophie schon sehr gut umgesetzt. Wir wollen uns künftig wieder an den altbewährten Cottbuser Tugenden orientieren. Gepaart mit einer intensiven Laufbereitschaft wollen wir aber nicht nur kämpferische Akzente setzen. Wie gegen Union gezeigt, gehören selbstbewusste Kombinationen genauso zu unserer neuen Spielart, wie das immer wieder neue Bedrängen des Gegners schon bei dessen Spielaufbau. Freilich wissen wir andererseits aber auch, dass der Name Energie Cottbus mit all seiner Tradition die Gegnerschaft veranlassen wird, uns mit einer massiven Abwehr entgegen zu treten. Aber auch dafür haben wir Rezepte entwickelt, die am Ende erfolgreich für uns sein sollten“, erklärt Sebastian Abt vor dem Einstieg in die Mammutsaison mit 20 Mannschaften.
Neben den sportlichen Zielen muss zwangsläufig auch auf die wirtschaftlichen Bedingungen des Clubs geschaut werden. Die derzeit geltenden Zuschauereinschränkungen auf (brutto) 1000 Personen bescheren dem FCE erhebliche Ausfälle, was die Einnahmen betrifft. Das Ansinnen, doppelt so viele Menschen ins Stadion zu lassen, konnten die Verantwortlichen der Stadt Cottbus leider nicht erfüllen. Insofern gibt es neben der Hoffnung auf eine sportlich erfolgreiche Saison auch den Wunsch auf eine schnelle Reduzierung der Corona-bedingten Auflagen. Letzteres auch im Sinne der treuen Sponsoren aus dem Bereich Wirtschaft, die durch verdammt harte Zeiten gehen. Darum speziell in diese Richtung schon vor dem Saisonstart einen großen Dank an alle treuen Unterstützer des Vereins.
Georg Zielonkowski