Zeichnen im Krieg

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Rama Bilal (*1993) ist Grafikdesignerin und Illustratorin, ihr Heimatland ist Syrien. Schlichte Fakten, zwischen denen sich jedoch eine komplexe Geschichte entspannt, die erzählt von dem Drang zu zeichnen, um auf dem Papier den eigenen Gedanken wie Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Es ist aber auch eine Geschichte, die von Verlusten, Krieg, Flucht und Überlebenswillen berichtet. Die Galerie Fango zeigt erstmals im deutschsprachigen Raum Buchillustrationen, Zeichnungen und Skizzen der jungen Künstlerin.

Bereits seit ihrer frühesten Kindheit hat Rama Bilal gezeichnet und das Glück, in einer Familie groß zu werden, die ihr Talent erkannt und befördert hat. Sie hatte die Möglichkeit, zwischen 2011 und 2015 Bildende Kunst an der Universität in Aleppo zu studieren. Eine Zeit, die für sie geprägt ist durch intensives Lernen und tägliches Weiterentwickeln ihrer zeichnerischen Fähigkeiten, aber auch von dem beginnenden Krieg in Syrien und den zunehmenden Einschränkungen, mit Tagen ohne fließendes Wasser, ohne Strom. Rama Bilal zeichnet von Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang.

Sie erlebt die Bombardierung ihrer Universität am 15. Januar 2013, oder besser, sie überlebt. Eines ihrer Skizzenbücher, durchlöchert von Granatsplittern, zeugt davon. Es steht symbolisch für die Verletzungen, die Rama Bilal von diesem Tag davontrug. In der Folge ist sie sechs Monate an ihr Bett gefesselt, zwei davon ist sie nicht in der Lage ,einen Stift zu heben. Bilals Ehrgeiz bleibt ungebrochen, und sie beendet ihr Studium als Beste ihres Jahrgangs.

Rama Bilal, Illustration zum „Diana Komplex“ aus dem Buch „Reveal Yourself“, 2015 ©Künstlerin.

Rama Bilal, Illustration zum „Diana Komplex“ aus dem Buch „Reveal Yourself“, 2015 ©Künstlerin.

Ihr Abschlussprojekt, das Buch „Reveal Yourself“, dessen Illustrationen in dieser Ausstellung gezeigt werden, ist eine Art Enzyklopädie psychischer Komplexe. Ihre Arbeit, bei der sie klassische Methoden der Zeichnung und des Aquarells mit digitalen Mitteln kombiniert, wirken entrückt von ihrer eigenen Geschichte. Unabhängig von ihrer bedrohlichen Alltagswelt, entwickelt Rama Bilal einen Motivreigen, der sich an universellen Aussagen über das Empfinden versucht. Dabei ist Fantasie die treibende Kraft.

Derzeit ist Rama Bilal in der Türkei, der derzeitigen Station ihrer Flucht aus Syrien. Auch dort zeichnet sie weiter und hofft, sich bald in eine sichere, stabile Situation zu retten, die ihr die Möglichkeit bietet, ihren Beruf weiterzuführen.

Im Rahmen der Ausstellung lädt die Initiative „Welcome Dinner Cottbus“ erstmals zum „Welcome Drinking“ am 28. April ab 20 Uhr in die Galerie Fango. Für Neu- und AltcottbuserInnen wird die Möglichkeit geboten, sich in lockerer Atmosphäre kennenzulernen; ein Anstoß zur gelebten Integration und Begegnung auf Augenhöhe.

Sabrina Kotzian

Info
Ausstellung „Rama Bilal“, 29. April – 8. Juni, Eröffnung am 28. April ab 20 Uhr, weitere Infos: www.fango.org

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