Eine Fahrradtour von Cottbus nach Straupitz und zurück über Burg (60 km)
Wir starten nahe der BTU-Wohnheime. Zwischen Technologiepark und der Windmühlensiedlung an der Ecke Ernst-Heilmann-Weg/Fehrower Weg nimmt die Radstrecke ihren Lauf. Sie folgt der einstigen Trasse der Spreewaldbahn, zumeist führt der glatte Asphalt durch den Kiefernwald, der sich erst kurz vor Briesen lichtet. An der Hauptstraße biegt man nach rechts ab und folgt der Straße bis Striesow, hier behält man die Richtung bei und kommt bald nach Fehrow. Die Kirche dort ist innen fast schmucklos, nur am Rand der Holzdecke sind spärliche Verzierungen angebracht. Das Gotteshaus besitzt zwei große Logen, wo früher die Oberschicht saß. Vor der Kirche, nahe dem Feuerwehrhaus, befindet sich ein Storchennest. Vor dem spätsommerlichen Abflug in südliche Gefilde gehen die Jungen auf den Dachfirsten der benachbarten Häuser spazieren oder gucken in die Landschaft.
Wir fahren weiter auf dem Schmogrower Weg (eine Straße) und biegen am Abzweig „Spree-Verteiler“ links auf die Radstraße ab. Saccassne und Neu-Byhleguhre sind die nächsten dörflichen Nester. Byhleguhre ist weithin bekannt für den Byhleguhrer See, den Badeteich mit herrlich weißem Strand hingegen kennt fast niemand! Dort, wo der Radweg bei Erreichen der Dorfstraße links abbiegt, einfach die Straße überqueren und dem Fahrweg zum Badeteich folgen.
Danach fahren wir durch ein hübsch erhaltenes Straßendorf mit Allee im Ortskern. An der Hauptstraße Burg-Straupitz rechts abbiegen und der Chaussee folgen, bis zum Abzweig „Byhleguhrer See“. Von der kleinen Terrasse am gleichnamigen Gasthaus kann man unter schattigen Bäumen den hübschen Seeblick genießen. Von hier führt ein Rundweg um den Byhleguhrer See. Anfangs etwas holprig führt er bald zur Hauptstraße zurück.
Drei Kilometer vor Straupitz steht am Waldrand nahe einer Wiese ein mächtiges Fossil: Die Florentine ist eine abgestorbene, etwa 1000-jährige Eiche, oder besser, was davon übrig blieb. Beeindruckend erscheint der Drehwuchs, welcher jetzt, der Baumrinde beraubt, zum Vorschein kommt. Wüsste man es nicht besser, das jahrhundertealte feste Holz erscheint wie aus Beton.
Schon von weitem grüßen die Zwillingstürme der Straupitzer Kirche. Viele Besucher staunen, dass in dem kleinen Ort eine so große Kirche steht. Das klassizistische Bauwerk wurde von 1827 bis 1832 nach Plänen des berühmten Baumeisters Karl Friedrich Schinkel erbaut. Nach einem königlichen Dekret durfte eine Dorfkirche nicht mehr als 8000 Taler kosten. Aber Straupitz war kein normales Dorf, sondern eines mit acht Gemeinden und 1300 Kirchgängern. Schinkel meinte: „Kirchenbauten, welche für Tausend Plätze massiv gebaut werden sind daher immer nicht unter 20000 bis 24000 Talern… auszuführen, wenn sie nicht… Schuppen oder Scheunen ähnlich werden sollen.“ Die Kirche ist also kein Ausdruck von Größenwahn, sondern wurde so dimensioniert, um allen Gläubigen Platz bieten zu können. Zwei Drittel der Baukosten steuerte der Straupitzer Adlige von Houwald bei, 2000 Taler gab der König, und den Rest spendeten die Gläubigen. Vollständig rekonstruiert, ist sie heute das Schmuckstück des Dorfes.
In der Laasower Straße steht eine Holländerwindmühle von 1850 mit einer drehbaren Turmhaube mit Windflügeln (momentan zur Reparatur in Holland, werden voraussichtlich Mitte September wieder montiert). Die Flügelwelle aus Kiefernholz setzt ein 3,2 Meter großes Kammrad aus Eichenholz in Betrieb. Das Straupitzer Exemplar ist als Korn-, Öl- und Sägemühle nutzbar und heute die einzige funktionstüchtige Dreifachmühle dieser Art in Europa.
Im dicken „Bauch“ der Mühle wird auch das leicht nussig schmeckende Leinöl gepresst; die bewährte Technik dafür stammt aus dem Jahr 1910 und man darf dabei zusehen, wie geröstet oder gepresst wird. Der Ölmüller lässt die Besucher das Öl verkosten und erzählt auf Nachfrage gern etwas über dessen Wunderwirkungen bei regelmäßigem Verzehr. Heute ist die Straupitzer Windmühle eine der am häufigsten besuchten in
Deutschland, davon künden auch die 100 Fahrradständer!
Nach dem Besichtigen fahren wir aus Straupitz südlich schurgeradeaus zur Straupitzer Buschmühle, queren den Nordumfluter und haben die Burger Ringchaussee erreicht. Endlos schlängelt sich diese durch die Weite der Streusiedlung, bis das Ortszentrum in Sichtweite kommt. Gegenüber dem gelben Discount-Supermarkt nimmt der Radweg nach Cottbus seinen Lauf, über Werben und Briesen erreichen wir Cottbus.
Text/Fotos: Kerstin & André Micklitza