25. Cottbuser Bücherfrühling

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100 Tage voller ungläubigen Staunens
Interessengemeinschaft stemmt zum 25. Mal Organisation des Cottbuser Bücherfrühlings

Pünktlich mit dem Kalenderfrühling beginnt am 20. März der 25. Cottbuser Bücherfrühling. Was Meteorologen für das Wetter nicht garantieren können, versprechen Buchhändler, Bibliothekare, Museums- und Stiftungsmitarbeiter mit gutem Gewissen: Der Bücherfrühling, mit 100 Tagen (bis zum 28. Juni) länger als der kalendarische, wird in gutem Klima, mit angenehmen Temperaturen, sonnig und  blauhimmlisch stattfinden. Attribute, die literarisch-symbolisch gemeint sind. Gehen wir der Frage nach: Wer aber sind die, die ihre Interessen zu einem tollen Literaturfestival gebündelt und sich zur Interessengemeinschaft (IG) BÜCHER IN COTTBUS zusammengetan haben? Zweite Frage: Was macht für sie die Faszination dieser traditionellen Veranstaltungsreihe aus?
Es befriedige und sei immer wieder motivierend, einen solchen Höhepunkt ein ganzes Jahr lang Seite an Seite mit engagierten Mitstreitern aus anderen Einrichtungen vorzubereiten, erklärt Anette Kornek, die Leiterin der Stadt- und Regionalbibliothek. „Wir sind ein gutes Team, und einer kann sich auf den anderen verlassen. Wenn allerdings Uta nicht wäre, deren Kopf immer wieder kreative und originelle Ideen entspringen, dann wäre die Sonne in diesem Frühling rarer.” Sie spricht von Uta Jacob, die in der Bibliothek für die Öffentlichkeits- und Pressearbeit zuständig ist.
Die schwört auf ihren Spürhundinstinkt, mit dem sie sich auf die Suche nach neuen Büchern und interessanten Autoren macht, die für die Cottbuser von Interesse sind – in Verlagsprogrammen, Rundfunk- und Fernsehprogrammen, Rezensionen, persönlichen Kontakten. Das Leser- und Zuhörerecho begeistert und treibt sie an. „Wir haben ein sehr aufmerksames, interessiertes, konzentriertes und wissbegieriges Publikum, und wir versuchen, ihm Unterhaltung auf hohem Niveau zu vermitteln – diesmal unter dem Motto ,Ungläubiges Staunenʼ.”

Natürlich ist auch wieder das Buchhaus Hugendubel dabei. Bärbel Eckhardt, dort für Marketing verantwortlich, freut sich, dass sich der Bücherfrühling wieder stark den Kindern öffnet. „Zum einen sind sie unsere späteren (mit ihrem Taschengeld eigentlich auch schon heutigen) Kunden. Zum anderen – und das ist noch wichtiger – formen Lesen und Zuhören das Weltbild.”
Steffen Krestin, Leiter des Stadtmuseums, hebt den Bücherfrühling für jedermann hervor. „Das reicht von gerade lesen gelernt bis zu Lesehilfe wird benötigt, etwa von 6 bis 99 also. Für jeden ist was dabei, Belletristik und Sachbuch, Kinderbuch und Reisebeschreibung, historische Abhandlungen. Außerdem ist der Bücherfrühling ein Podium für die Autoren der Region und für Themen aus der Region. So gibt es am 14.06. im Stadtmuseum eine Buchvorstellung über Johannes Briesmann, den Reformator aus Cottbus,  sein Leben und seine Sendschrift zum neuen Glauben.
„Da freut sich das Buchhändlerinnenherz, wenn das Programm steht und wir tolle Bücher präsentieren, die sonst kaum in die Öffentlichkeit gefunden hätten”,  erklärt Jana Drews, die damit ihren Beruf kundgibt. Sie leitet den Förderverein „Bibliothek und Lesen e.V.”, der als gleichberechtigtes Mitglied der IG den Bücherfrühling mit großer Exaktheit organisatorisch begleitet. „Wer Literatur hautnah, in Begegnungen mit Büchern und Autoren, erleben will, der findet im Bücherfrühling viele Gelegenheiten dafür – hautnah und oft auch unter die Haut gehend, ja, zuweilen ungläubiges Staunen hervorrufend.”

Wie eine Brücke zur großen Literatur funktioniert das Wirken von Ines Göbel in der Literaturwerkstatt P12. Man kann nur staunen, wenngleich nach vielen Jahren durchaus nicht mehr ungläubig, was die jungen Leute, die sie anleitet, zu Papier bringen. „Einordnen, austauschen, bereichern – das ist der Nutzen des Bücherfrühlings für die Schreibenden.”, sagt sie. „Sie finden dort jene Öffentlichkeit, die das Schreiben braucht.” Am 23. Mai stellen sie mottogetreu Texte vor, die sich mit dem Staunen beschäftigen. Junge Musiker umrahmen das Programm mit selbst komponierten Musikgeschichten. Lukas Maidhof, der in der Literaturwerkstatt sein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, weiß, dass nach dem schulischen Poweralltag viele junge Leute Lust auf Schreiben haben und man sie nur „abzuholen” braucht.
Zur IG gehört auch die Stiftung Fürst-Pückler-Museum  Park und Schloss Branitz. In zwei Veranstaltungen am 9. und 17. Mai geht es um Pücklers Orientreise bzw. um die Frage, warum die Romantiker kein Interesse für Gärten hatten. Staunen ist bestimmt auch da angesagt. Und dieses Staunen hat Tradition. Die 1300 Veranstaltungen der vergangenen Jahre zogen 82.000 Besucher an.

Klaus Wilke

Foto: Vertreter der Interessengemeinschaft „Bücher in Cottbus”: v.l.n.r. Anette Kornek, Ines Göbel, Steffen Krestin, Lukas Maidhof, Uta Jacob, Jana Drews. Beim Fototermin nicht anwesend: Bärbel Eckhardt. © TSPV


In der Eröffnungsveranstaltung am 20. März, 19 Uhr, gibt es im Lernzentrum Stadt- und Regionalbibliothek eine Plauderei mit dem Künstlerpaar E.R.N.A. und Paul Böckelmann über ihr Kinderbuchprojekt „Zicke und Zacke und Opa Paul”, Musik von der Lehrerbläsercombo des Evangelischen Gymnasiums und literarische Empfehlungen vom Lesen-und- Leute-Duo Thomas Bruhn und Klaus Wilke.

Franziska Steinhauer stellt am 22. März ab 19.30 Uhr bei Hugendubel zwei neue historische Kriminalromane – „Fluch über Rungholt” und „Der Werwolf von Hannover – Fritz Haarmann” – vor.

Der Cottbuser Weltenbummler Norbert Herrn liest am 27.März ab 17 Uhr  im Lernzentrum aus seinen Rucksackgeschichten von Nicaragua.

Neues Licht auf das widersprüchliche Leben Hans Falladas wirft die Biografie des Literaturhistorikers Peter Walther, mit der er innerhalb der Reihe „Lausitzer LesART” am 28. März ab 19.30 Uhr im Lernzentrum bekannt macht.

Über Hiobsbotschaften, salomonische Weisheiten und andere sprichwörtliche Redewendungen aus der Lutherbibel, die Eingang in unsere Alltagssprache gefunden haben, spricht Susanne Lambrecht am 30. März ab 19.30 Uhr im Lernzentrum.

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