Ostsachsen unter Volldampf

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Löbau lockt zum Tag der Sachsen – mit vielen Bühnen und etlichen Geheimnissen

Das erste Septemberwochenende ist meist ein gutes für den Rest des Freistaats, denn dann sind alle Volksmusiker, Landespolitiker, Kleingärtner und das gesamte sächsische Vereinswesen unterwegs in irgendein Städtchen an der Peripherie, welches das schwere Los „Tag der Sachsen“ ereilte.

Diese Jahr ist vom 1. bis 3. September Löbau dran, welches seine Bürger samt Geschäftsleute und Stadtgesellschaft unter dem Titel „Unter Volldampf mitgestalten“ einlud, „Sachsens größtes Volks – und Heimatfest“, das „besonders von der Vielfalt, den Ideen, dem Spaß und natürlich dem Engagement der vielen Mitwirkenden“ lebt, für sich als Bühne zu nutzen. Deren 15 stehen dann im recht engen Stadtgebiet verstreut, Hunderttausende Besucher sind hernach gemeldeter Usus.

„Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.“ Das steht als wichtiger Hinweis auf der sonst zu Redaktionsschluss noch recht inaktuellen Netzpräsenz – und ist sicher nicht falsch. Genauer wäre aber als Siegel: „Sauer geblecht vom ehrlichen Steuerbürger“.

Foto: PR/Delia Baum

Foto: PR/Delia Baum

Ein anderer wichtiger Sponsor ist der gemeine Rundfunkgebührenzahler, denn auch der MDR rückt mit kompletten Equipment, vor allem behufs stundenlanger Liveübertragung (ab Sonntag, 13 Uhr) der als „Traditioneller  Festumzug“ getarnten Vereinsparade, an. Von den vier großen Radiobühnen (M1 bis M4) gehört Nummer 3 dem Heimatsender, also Radio Lausitz, und bietet zweifelsohne die metaphorischen Höhepunkte am Sonnabend ab 19 Uhr – und zwar: Die Lochis sowie Anstandslos & Durchgeknallt.

Doch deswegen sollte man da nicht hin, sondern eher wegen des Randprogramms, wobei man als ordentlicher Bürger von hinten anfängt, auch weil schon ein Programm feststeht: So für T11, die Kleingärtner-Bühne. Dort toben sofort nach der Eröffnung und der halbstündigen Gartensprechstunde mit der Pflanzendoktorin Helma Bartholomay am Freitag ab 15.30 Uhr die Rockin´ Accordions, die mit Beatles („Back in the USSR“), Sting („Englishman in New York“) oder Dire Straits („Walk of Life“) in andere typische Kleingärtnerregionen entführen, ehe DJ Zopf die musikalisch passende Bestrahlung übernimmt. Das wiederholt sich an den Folgetagen vier Mal, wobei am Sonntagnachmittag zum Ausklang eine  sächsische Spezialität als Schulung wartet: Um 15 Uhr ist „Pflanzung und Schnitt an Säulenobst“, ab 16.30 Uhr „Obstbaumschnitt (Theorie/Praxis)“ ein Magnet, nur kurz unterbrochen von den 20 jungen Leipziger Akkordeonisten im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, und abgerundet mit DJ Zopf – während der leidige Staffelstab ganz woanders an Torgau überreicht wird.

Es gibt noch viele nette Bühnen, zum Beispiel T1 als Karneval- und Spaßbühne auf dem so genannten Theaterplatz („Der Programmablaufplan dieser Bühne wird zeitnah veröffentlicht.“), oder T2 als Chorbühne an der Johanniskirche. Diese weiß immerhin schon um einen fixen Termin: Am Sonnabend (16 Uhr) steigt das Chorkonzert Sächsischer Chöre. Mit dabei: der Chor der Stadt Löbau, der Dresdner Kammerchor ad libitum Dresden und der Kammerchor Chemnitz.

Jene Bühnen namens T4 und T5, beide am Nikolaiplatz platziert und betrieben vom gastgebenden Landtag und von der Sächsischen Staatsregierung, haben ein so tolles Programm, dass man es zwei Wochen zuvor noch geheim halten muss, um den Zustrom zu steuern, Da aber dort sicherlich beim Start am Weltfriedenstag auf weiße Tauben verzichtet wird, hier die frohe Kunde: T-34 und T-72 müssen am Ex-NVA-Offiziershochschulstandort draußen bleiben – und deren deutsche Entsprechungen sind derzeit nicht in Sachsen, sondern in Litauen auf Dienstreise.

Andreas Herrmann
Titelfoto: © Peter Emrich

Termin
Tag der Sachsen in Löbau vom 1. bis 3. September 2017

Netzinfo
: www.tagdersachsen2017.de

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