Blütenduft liegt in der Luft – Katzensprung nach Kromlau

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Herkules Kromlau„Er ist der teuerste Mann von Kromlau“, weiß Silke Krüger. Die regionale Tourismuschefin schaut während einer Führung durch das Terrain zusammen mit der Reisegruppe ehrfurchtsvoll auf ein barockes Muskelpaket, welches vollkommen entblößt posiert. „Unser Herkules ist eine von vier original erhaltenen Sandsteinplastiken, einst waren es über dreißig. Die vielen Restaurierungen im Laufe der Zeit kosteten eine Menge Geld“, sagt Frau Krüger. Einer der Besucher ergänzt vorwitzig: „Heute müsste man eine Menge Zeit und Zaster im Fitnessstudio investieren, um so gut gebaut wie er auszusehen!“

Die schönste Zeit für einen Besuch in Kromlau, fünf Kilometer westlich von Bad Muskau gelegen, sind die Monate Mai und Juni, denn dann zeigen Azaleen und Rhododendren in einem der größten Rhododendronparks Deutschlands ihre wundervolle Blütenpracht. Das Parkareal  breitet sich auf etwa zweihundert Hektar inmitten des welligen Muskauer Faltenbogens aus.

Im Jahre 1842 kaufte der Lausitzer Großgrundbesitzer und Naturfreund Friedrich Hermann Rötschke das Kromlauer Terrain. Inspiriert vom ausgedehnten Landschaftsgarten im nahen Muskau, ließ er einen Park gestalten und galt alsbald als „kleiner Pückler“. Rötschke scheute keine Kosten: Aus dem Böhmischen und der Sächsischen Schweiz rollten Fuhrwerke mit Basalt zum Bauplatz. Aus dem sechskantigen Gestein wuchsen Grotten, Höhlen und Turmgruppen. Der Clou aber ist bis heute die Bogenbrücke aus Feldsteinen, scheinbar schwerelos schwebt sie über dem Wasserspiegel des Rakotzsees. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb Friedrich XI. Leopold, Graf von und zu Egloffstein-Arklitten die Besitzungen und schmückte den Park mit Tausenden Rhododendren, Freilandazaleen und Sandsteinfiguren.

Nach einem ersten Touristenboom in den 1930er Jahren ebbte während des Zweiten Weltkrieges der Gästezustrom ab. In der Nachkriegszeit verwilderte die Anlage. Erst ab 1960 widmeten sich Fachleute wieder der Pflege und dem Erhalt des Gartenkunstwerkes.

Seit über fünfzig Jahren feiern die Kromlauer mit ihren Gästen immer am Pfingstwochenende das Park- und Blütenfest. Zwischen zehn- und zwanzigtausend Besucher nehmen das Angebot an und erfreuen sich am Auftritt der Blütenkönigin, an Gesang, Markttreiben mit vielen Fuhrgeschäften und einer Oldtimerschau.

Kavalierhaus Kromlauer ParkEin zweiter fotogener Hingucker ist das ehemalige Kavalierhaus im schweizerischen Stil mit Butzenglasfenstern, Sandsteinplastiken und Fassadenmalereien. Im einstigen Rentamtsgebäude gegenüber lädt das Café ›Azalee‹ ein. Dahinter lugt das einstige Herrenhaus hervor, die Kromlauer nennen es „ihr Schloss“. Niemand kennt das exakte Baujahr, sein Alter  wird auf etwa 300 Jahre geschätzt. In den frisch sanierten Mauern befinden sich heute u.a. die Touristinformation, eine Ferienwohnung, das Trauzimmer und ein Ausstellungsraum.

Am nördlichen Ortsrand lockt der Badesee mit sehr guter Wasserqualität. Im Nachbardorf Gablenz (Jabłońc) – der sorbische Name bedeutet Apfelbaumdorf – steht der Dreiseithof Bartelshof, mit Wohnhaus in Schrotholz- und Scheune in Fachwerkbauweise, Bienenhaus, funktionstüchtigem Backofen und hölzerner Pumpe (Telefon: 03576/222705). Im Gablenzer Freizeitzentrum am Seeweg sitzt es sich gemütlich im Gasthof „Zum Alten Lager“ (Tel. 03576/217070, Mo–Fr ab 11, Sa/So ab 10 Uhr).

Text und Fotos: Kerstin & André Micklitza

Info
53. Kromlauer Park- und Blütenfest (2.-5. Juni 2017)
www.bluetenfest.kromlau-online.de

Anreise mit der Bahn: Cottbus Hbf.-Weißwasser (Fahrtzeit ca. 30 Min.), Verbindungen im Stundentakt. Weiter ab Weißwasser/ Teichstraße mit der Waldeisenbahn nach Kromlau.
Fahrplan: www.waldeisenbahn.de/de/ausflugsziel/fahrplan

Anreise mit dem Fahrrad: Cottbus-Frauendorf-Koppatz-Roggosen-Komptendorf-Gablenz-Trebendorf-Mattendorf-Klein Kölzig-Döbern-Tschernitz-Klein Düben-Kromlau (ca. 40 km, 3-4 Std.). Rücktour mit der Bahn über Weißwasser.

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