Cottbuser Holzbrücken – ein Trauerspiel mit Ansage

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Dr.-Ing. Diethard Steinbrecher kennt sich aus mit Holzbau, schließlich ist er Hochschuldozent im Fachbereich Holzbau und beschäftigt sich dort mit konstruktivem Holzbau. Im zweiten Teil unseres Interviews über Bauwerke aus Holz  – Teil 1 lief im März-HERMANN – sprachen wir über das Trauerspiel der Cottbuser Holzbrücken. Vor allem Konstruktionsfehler, so Steinbrecher, führten zum schnellen Verfall und schließlich Abriss  von zweien der erst in jüngster Zeit errichteten ursprünglich drei Holzbrücken über die Spree.

Verfall an der Löns-Brücke

Hier stand einmal die Lönsbrücke.

In anderen Ländern, zum Beispiel in Norwegen, werden Holzbrücken sogar für Schwerlast-Verkehr freigegeben, in Cottbus dagegen hielten die Konstruktionen nur wenige Jahre. Nachdem im Jahre 2011 der erst 1995 neu errichtete Wernersteg ersatzlos abgerissen wurde, ging es Anfang dieses Jahres der Hermann-Löns-Brücke an den Kragen. Nur noch Lücken in der Uferbewaldung deuten darauf hin, dass hier eine großzügig geschwungene Holzkonstruktion den Fluss querte, die eine gern genutzte Verkürzung des (Rad-)Weges vom Branitzer Park/Tierpark zum westlichen Ufer der Spree darstellte.

Herr Steinbrecher, welche Probleme führten zum Verfall und Abriss der Cottbuser Holzbrücken? Inwieweit war die BTU an den Bauprojekten beteiligt?
Die Cottbuser Uni war nicht am Bau der Brücken beteiligt. So weit ich weiß, wurde der Wernersteg von der Firma Rötterink errichtet, die bekannt dafür war, relativ solide Brücken zu bauen. Das Übel bei beiden Brücken war, dass dort gravierende Fehler aus Sicht des konstruktiven Holzschutzes gemacht wurden. Das heißt: Wasser blieb auf großen Flächen stehen, konnte nicht abfließen. Das ist absolut tödlich. An diesen Stellen fängt es dann an zu faulen. Es war sogar so, dass unter anderem durch falsch ausgeführte Einzapfungen an den Geländern und falsch aufgelegtem Belagsmaterial das Wasser regelrecht in die Holzkonstruktion eingeleitet wurde und sie dadurch zerstörte.

Wie haben Sie das herausgefunden?
Ich hatte eine Diplomarbeit zu dem Thema schreiben lassen. Dort sind diese Fehler offengelegt worden. Den Verfall der Hermann-Löns-Brücke habe ich über Jahre hinweg immer wieder dokumentiert. Dabei war eine großflächige Rissausbildung nicht nur an den Handläufen zu verfolgen, es wuchsen auch Blättlinge (Pilze) aus dem Holz. Die großen Balken wurden sogar einmal abgebrettert, aber auch wieder so fehlerhaft, dass das Wasser unter die Abbretterung auf die Konstruktion lief, sich dort erneut sammeln konnte und so weiter die Stabilität der Brücke zersetzte.

Die ganze Konstruktion war dann schließlich so marode, dass nur noch der Abriss erfolgen konnte?
Soweit kann ich das nicht sagen. Ich kann nur das sagen, was ich aufgenommen habe. Aber die Pilze zum Beispiel, wie sie sich an der Lönsbrücke gebildet haben, zerstören letztlich das Tragwerk einer solchen Konstruktion. Je nach Pilzart, bauen solche Pilze entweder Lignin oder Zellulose ab. Das sind genau die Grundbestandteile von Holz.
Derzeit ist nur noch eine Brücke mit Holzbeteiligung übrig, die Kollwitzbrücke, die den Puschkin-Park mit Sandow verbindet. Aber auch hier sehen die Holzbestandteile der Brücke, wie Bretterbelag und Geländer schon sehr mitgenommen aus oder wurden sogar schon erneuert. Um es mal etwas polemisch auszudrücken: Holz, Brücken und Cottbus sind sich anscheinend spinnefeind. Beim Neubau des Blechensteges (verbindet den Blechen-Park mit dem Goethe-Park), der Ludwig-Leichhardt-Brücke (verbindet Ostrow mit dem Sandower Norden) und dem Ostrower Steg, der den Mühlgraben am Ostrower Damm überspannt, wurde jedenfalls auf Beton als Baustoff zurückgegriffen.

Heiko Portale
Foto: Die letzte der (Cottbuser) Mohikaner: Auch an der Kollwitz-Brücke wird das Holz brüchig. © TSPV

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