Das Gesicht des Terrors

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StolpersteineSeit 2006 erinnern in Cottbus Stolpersteine an das unmenschliche Schicksal jüdischer Mitbürger in den Jahren der Nazibarbarei. Von dem Kölner Künstler Gunter Demnig geschaffene Messingwürfel, vor ihren früheren Wohnstätten in den Boden eingelassen, erinnern mit ihren Inschriften an die Gewalt- und Mordtaten. Eine Arbeitsgruppe unter der verdienstvollen Leitung von Gudrun Breitschuh-Wiehe hatte mit ihren Recherchen den oft aus dem Gedächtnis der Nachwelt entwichenen Opfern ihre Namen zurückgegeben. Über 70 Steine sind es seither.

Die Journalistin Erika Pchalek hat, zuerst im Seniorenmagazin „L“ und dann in der „Lausitzer Rundschau“, die Schicksale, die hinter diesen Namen stehen, aufgeschrieben. Der Regia Verlag Cottus hat sie jetzt zum Buch gemacht. Steffen Krestin leitet dieses geschichtskundig ein. Aus Materialien der Arbeitsgruppe, des Stadtarchivs und der Jüdischen Gemeinde formte Erika Pchalek Lebensbilder, die zugleich die Reichhaltigkeit jüdischer Kultur und Beklemmung ob der grausamen Verfolgung vermitteln. Man könnte die Geschichten Mini-Romane nennen, wenn sie nicht ausschließlich Realität widerspiegelten und keinen Platz für Fantasie lassen. Was damals geschah, dem verweigert sich unsere Fantasie.

Dennoch: Die 38 Geschichten sind in klarer, nüchterner Sprache abgefasst. Wenn man langsam liest und die Sätze auf sich wirken lässt, stellen sich Bilder ein, wie sie der Literaturfreund aus „Nackt unter Wölfen“, „Jakob der Lügner“ oder „Das siebte Kreuz“ kennt. Eben ein reich illustriertes, informatives, nützliches, ungeheuer wichtiges Tatsachenbuch, das auch Eingang in unsere Schulen finden sollte.

Klaus Wilke

Regia Verlag, 164 Seiten, 12 EUR

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