Editorial Februar 2021

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Einst, vor vielen vielen Jahren, als die Erde noch flach und Corona ein Bier war, begab es sich, dass im Februar die winterlichen Geister durch allerlei Gepflogenheiten aus Stadt und Land getrieben wurden. Man verkleidete sich und zog mit lautem Gedöns durch die Straßen oder über Felder und Wiesen. Später stellte man mannshohe Lautsprecher und allerhand Personen auf Anhänger und zog diese mit Treckern und Lastwagen durch die Orte. Die Musik tat ihr Übriges, um die Geister zu vertreiben. Fernsehsender berichteten von diesen, inzwischen Umzüge genannten, Umzügen. Stunden, tage-, ja wochenlang saßen die Menschen außerdem in Sitzungen zusammen und tätä-ten sich stunden-, tage-, ja wochenlang zu. Immer, wenn einer etwas sagte, machte die Kapelle: Tä Tä und Leute sagten Dinge, wie „alaaf“ oder „helau“. Bei diesem Thema, liebe Kinder, hatte man weltweit keinen Konsens finden können, weshalb in verschiedenen Regionen dazu verschieden Recht gesprochen wurde. Lange Zeit hieß es, etwa in der Kölner Region, dass die überbordende Lustigkeit (Achtung Kalauer! Den lasse ich mir eintragen, Tät Tä) dazu führte, dass viel weniger Ehen geschieden wurden als anderswo, weil dort, quasi unter dem Mäntelchen der Öffentlichkeit, jeder und jede seine/ihre Hände überall haben durfte, wo er/sie Lust hatte – und manchmal nicht nur die Hände, habe ich gehört. Nebenbei flossen alkoholische Getränke in Strömen die Kehlen und des Öfteren auch die Straßen hinunter, weil manche wohlfeile Leute die Becher nicht mehr halten konnten, vor Glück vermutlich.
In unserer Region wurde damals der Brauch des „Zamperns“ begangen. Männer, Frauen, manchmal auch Männer und Frauen gemeinsam zogen durch die Gemeinden und sammelten Eier, Speck und, ganz überraschend, Alkohol, machten ein Tänzchen und verzogen sich dann in die örtlichen Restaurationen, um die Dinge zuzubereiten und zu verzehren, begleitet von viel Rederei und weiteren Tänzchen. Manchmal wurde aber nicht nur getanzt und geredet, wie man in der Cottbuser Stadtchronik unter dem Menüpunkt „1787“ nachlesen kann: „In Cottbus kommt es beim ,Zampern‘ zu einer Rauferei zwischen zugereisten und einheimischen Tuchmachergesellen. Die Beteiligten werden mit 24-stündigem Arrest bestraft. Das ,Zampern‘ wurde für alle Zeit untersagt.“ Hat ja prima geklappt, könnte man noch dazuschreiben.
Aber das, liebe Kinder, ist nun schon viele Jahre her. Kaum einer kann sich daran erinnern, deshalb wollte ich das hier ein für alle Mal aufschreiben. Nicht, dass später mal einer sagt, er hätte es nicht gewusst.

Heiko Portale

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