Editorial Januar 2020

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Das Ende ist nah. Der Anfang winkt schon am Horizont. Ab 1. Januar befinden wir uns in den 20er-Jahren. Naja, eigentlich auch nicht, weil man sich rein rechnerisch eigentlich erst ab 2021 darin befindet, aber haben wir uns einfach mal nicht so. Vor hundert Jahren war der erste große Krieg überstanden, die Weimarer Republik wird bald gegründet, die Weltwirtschaftskrise steht bevor und der Zweite Weltkrieg zeigt seine düsteren Schatten am Horizont. Gleichzeitig gibt es einen nie dagewesenen Schwung in der Gesellschaft, es entsteht Kunst an jeder Ecke. Bauhaus erlebt eine Blütezeit, das Cabaret erobert die Konzerthäuser.  Der Berliner Slogan „arm, aber sexy“ muss zu der Zeit entstanden sein. In Forst (Lausitz) zum Beispiel wird Dr. Rudolf Kühn Stadtbaurat und verändert die Stadt. Zum ersten Mal entstehen Bauten für die Arbeiter mit Gärten im Innenhof. Die Dimensionen seiner Bauvorhaben wurden vor einiger Zeit bei einer Bauhaus-Führung durch die Cottbuser Architektenkammer in Forst an Bauten und Plänen gezeigt. Zum Beispiel sollte ein Rathaus entstehen, das locker auch New York oder Moskau gut zu Gesicht gestanden hätte. Die Weltwirtschaftskrise beendete sein Wirken. Dann kamen die 30er-Jahre und es schepperte gewaltig im Weltengefüge.

Auf N-TV sah ich neulich ein Interview mit einem Mann, der sich absolut im Finanzwesen auskannte. Die Finanzkrise, auf die wir zusteuern, wird noch schlimmer als 2008, sagte er. Geld sollte nur noch in Immobilien, Diamanten, Gold und anderen Sachwerten angelegt werden. Es wird furchtbar. Gleichzeitig leben wir in einem Land mit einem Sozialsystem, um das uns viele, auch europäische Nachbarn beneiden. Schwierig, schwierig. Was machen wir mit all dem Wissen? Leben, würde ich vorschlagen. Weiterleben, jeden Tag. Dr. Rudolf Kühn prägt mit seinen Bauten heute immer noch das Stadtbild, trotz der großen Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg. „Kühn(e)) Zeiten“ nannten die Forster Verantwortlichen einer Ausstellung zum Thema im Jahre 2011. Das gilt auch noch heute.

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