Gilbert Gulben präsentiert seine Sonderausstellung „Cottbuser Ansichten im neuen Gewand“ im Stadtmuseum Cottbus

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Eine Ausstellung der besonderen Art gibt es derzeit im Cottbuser Stadtmuseum zu bestaunen, wo längst vergangene „Cottbuser Ansichten im neuen Gewand“ dargeboten werden. Hierfür hat der Grafiker Gilbert Gulben in minutiöser Kleinstarbeit historische Aufnahmen der Stadt Cottbus mit neuester Digitaltechnik aufgearbeitet und in Farbe getaucht. Der Großteil der ausgewählten Fotografien dokumentiert das Leben in Cottbus zwischen 1900 und 1940, als die Stadt sich gerade in Aufbruchstimmung, da im Wandel zu einem für die Region bedeutenden Zentrum der Industrie befand. Zu dieser Zeit waren Schwarzweiß-Fotografien noch immer der Standard und der Einsatz von Farbfotografie fand noch wenig Verbreitung – eben dieser Umstand macht Gulbens Projekt so spannend. Dass seine Kolorationen – teils historisch recherchiert, teils der Fantasie entsprungen – dabei keinen Anspruch auf Authentizität erheben, ist nebensächlich. Im Ergebnis erstrahlen die alten Bilder in neuem und bezüglich ihrer Farbgebung erstaunlich realistischem Glanz, erwecken die alten Gemäuer der Stadt und ihre Straßenzüge samt der BewohnerInnen beinahe wieder zum Leben und laden ein zum nostalgischen Verweilen in längst vergangenen Zeiten.

In besonderem Maße beeindruckend ist der Vergleich von Gulbens Bearbeitungen mit den ebenfalls ausgestellten mattgrauen, teilweise schon vergilbten Original-Exemplaren, wodurch die Lebendigkeit, die er seinen Bildern einhaucht, noch deutlicher zum Tragen kommt.

 

Spremberger Straße Bauarbeiten an der Straßenbahn 1902. Repro: Gilbert Gulben

Vor allem für hier Geborene und Alteingesessene ist diese Ausstellung geradezu ein Muss! So empfiehlt es sich vor dem Begutachten der Bildunterschriften, welche den Zeitpunkt der jeweiligen Fotografie sowie die darauf abgebildete Lokalität verraten, sich selbst daran zu machen, den dargestellten Ort zu entschlüsseln und zu erraten, worauf denn der Blick da gerade fällt. Ein Unterfangen, das sich, obwohl es sich bei den Szenerien großteils um zentrale Orte in der Stadt handelt, als gar nicht so einfach erweist und durchaus einiges an Rätselei abverlangt.

Das einzige, was dem Gefühl nach fehlt, sind noch mehr Bilder. Doch lohnt selbst ein zweiter Rundgang, da man, aufgesogen von der nostalgischen Atmosphäre, der Motive kaum müde wird. Eine Video-Installation inmitten der Ausstellung macht dann auch den Prozess der digitalen Aufarbeitung für die Besucher miterlebbar und vergegenwärtigt ihnen Schritt für Schritt, ja Pixel um Pixel, das filigrane und detailversessene Vorgehen bei der Arbeit Gulbens. So wird – zumindest im Ansatz – der erhebliche zeitliche Aufwand erkennbar, der hinter diesem Projekt stecken muss.

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Ein Muss für alle, die mit Cottbus auch nur ein Stück Heimat verbinden!

Pinchas Flemming

Info:

Sonderausstellung „Cottbuser Ansichten im neuen Gewand“
Stadtmuseum Cottbus
bis 10. Februar

 

 

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