Editorial Juni 2018

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Man traut sich ja schon gar nicht mehr vor die Tür. Am liebsten würde man drin bleiben. Schon gar nicht zu einer Open-Air-Veranstaltung oder einem Stadtfest gehen. Man muss auf alles gefasst sein. Im Rheinischen hat es vor kurzen zwei junge Frauen niedergestreckt. Es ging alles so schnell. Zum Glück haben sie es überlebt. Keine bleibenden Schäden. Eben noch war alles schön und friedlich, und quasi ein paar Sekunden später ist die Hölle los. Aus heiterem Himmel könnte man meinen. Dabei hatten die nicht mal davor gewarnt. Hier sollte alles ruhig bleiben. In Süddeutschland, da ging es bis vor kurzem noch ganz anders ab. Es war, als hätte jemand mit dem Lineal einen Strich durch Deutschland gezogen. Im Osten und Norden Ruhe, im Westen und Süden Katastrophe an Katastrophe. Und dann schoben sich natürlich wieder alle gegenseitig die Schuld in die Schuhe: Das hätte man doch sehen müssen, man hätte rechtzeitig warnen müssen. In den Medien hatte es zwar ab und zu auch richtig gestanden, aber wem kann man denn wann noch glauben?

Neulich wollte ich nur ein bisschen fotografieren. Eine spannende Szenerie baute sich auf. Die Leute um mich herum zückten die Handys und warteten auf den ersten Einschlag.

Zack.

Plötzlich wollten alle gleichzeitig zu ihren Autos, unter Markisen, in die Häuser. Tumult. Geschrei. Einer blieb stehen und dozierte: „Vor Eichen sollst du weichen! Buchen sollst du suchen!“ Neben mir schrie eine ausgemachte Naturkundlerin: „Hier gibt es aber nur Ahörner und Platanen!“ Einer antwortete: „Na, dann weißt du ja, was du zu tun hast“, und verschwand. Mal abgesehen von den grammatischen Problemen, nahm inzwischen die Feuchtigkeit überhand, die Blitze fanden kurz vor den geparkten Autos den Weg zur Erde. Wer jetzt noch draußen blieb, spielte mit dem Leben. Die geflügelten Wörter vom Faradayschen Käfig (sprechen können das viele, aber schreiben…) und dem Kugelblitz, der durch Scheiben geht, wechselten sich ab. Draußen ging einer in aller Seelenruhe mit einem Schirm über dem Kopf über den Platz. Überhaupt: Regenschirme! Selbst in Menschenmengen, in denen fast jeder eher unbekleidet ist und keine Taschen dabei hat, klappen bei geringsten Regenmengen Regenschirme auf. Ein Phänomen! Der ging also über den Platz und scherte sich einen feuchten Kehricht um Physik, Leben und Tod. Wahnsinn! Keiner weiß, was aus ihm geworden ist, die Welt ging ja schließlich unter.

Dabei ist die sicherste Methode herauszufinden, wann ein Gewitter mit Starkregen und Hagel stattfinden wird, in den Veranstaltungskalender zu gucken und nach Draußen-Veranstaltungen zu suchen. Man kann natürlich auch Gewitter und Unbill planen, indem man ein Open Air anberaumt, besser noch ein Festival über mehrere Tage. JWD, wie wir früher sagten. Janz weit draußen. Aber in der Stadt ist auch schon o.k. Manchmal reicht auch die Planung eines Sommergartens für die Übertragung von Spielen der Fußballweltmeisterschaft. Oder ein Straßenfest. By the way (neudeutsch für nebenbei): Hat schon einer bemerkt, dass es in Russland zur WM bisher überhaupt nie geregnet hat? Wenn der Russe so böse ist, wie alle sagen, dann muss es doch, mit des Herren Willen, dort permanent Schusterjungen regnen mit 2.000 Blitzen pro Quadratmeter. Aber nix da. Bei uns dagegen werden in einer Tour Spiele abgebrochen, Frauen auf dem Gehweg getroffen und Feste unterspült.

In diesem Sinne
planen Sie mit

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