„Erinnerungen wie Erz brechen”

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Reinhard Stöckels neuer Roman „Kupfersonne” ist bei Mury Sulzmann erschienen

Müry Salzmann Verlag Salzburg. 500 Seiten. 29 EUR.

 Der im teichländischen Gemeindeteil Maust zwischen Cottbus und Peitz beheimatete Reinhard Stöckel hat seinen dritten Roman veröffentlicht. „Kupfersonne” ist im Müry Salzmann Verlag Salzburg erschienen, ebenso schön, mit glänzendem Schutzumschlag, ausgestattet wie zuvor „Der Mongole” 2018 im gleichen Verlag. Schon sein erster Roman „Der Lavagänger”, 2009 bei Aufbau erschienen, hatte bundesweit ein bemerkenswertes, ermutigendes  Echo der Literaturkritik hervorgerufen.

Nun die „Kupfersonne”, ein Roman in drei Büchern, ein literarisches Triptychon also.  Wie auch in seinen anderen Romanen und Erzählungen sind Stöckels Helden und Anti-Helden unterwegs. Diesmal führt es sie – im ersten und dritten Buch – in das heutige und in das Franco-Spanien. Das mittlere Buch ist in einem mitteldeutschen Dorf, Enzthal, angesiedelt, das von den Stollen eines Bergwerks dominiert wird. Dort wohnt Hartwig Laub, und dort wohnte bis zu seinem Verschwinden vor 40 Jahren Edgar Trybek, sein Vorbild, seine Arbeiterklasse, sein Kommunist und Anarchist. Auf einer Spanienreise entdeckt Hartwig einen Zeitungsartikel, der Trybek, aus der DDR geflohen und dann angeblich polnischer Staatsbürger, in Franco-Spanien wegen Polizistenmordes hingerichtet worden ist.

Mit den Recherchen zu diesen Vorgängen verbinden sich für Hartwig Laub im mittleren Buch die Erinnerungen an merkwürdige Vorgänge in seinem Heimatwort: warum Trybek seine Marie nicht heiraten konnte; wer seine Mutter und sein wirklicher Vater ist; wie Spitzeldienst im der Nazizeit abliefen; wie sich nach einem Bergsturz ein Nebel um Enzthal legte, der es zu einer unzugänglichen und nicht zu verlassenden Insel machte; wie sich dadurch Besitzverhältnisse umkehrten. Der Blick in die Vergangenheit spielt eine große Rolle. „Erinnerungen wie Erz brechen”, notiert Trybek.

Der dritte Teil erzählt davon, warum sich Trybek eine neue Identität zulegte. Stöckel erzählt, wie der in der Sowjetunion umgekommene Anarchist Max Hoelz in Spanien auftauchte und dem Ex-Enzthaler Kaufmann Woltz begegnete und er lässt seine Leser von einer Auferstehung wissen: Es geht das Gerücht, Trybek habe seine Hinrichtung überlebt.

Ein fantastisches Erzählwerk. Auf fast jeder Seite warten neue Überraschungen. Es wird einem auf angenehme Weise schwindlig ob dieses ständigen Hin und Her zwischen glaubhafter Fiktion, Historie  und Legende. Nicht zu vergessen das Dokumentarische, das da hinein verwogen wird; denn der 1972 in Spanien hingerichtete Deutsche, ein Lausitzer, ist aktenkundig. Reinhard Stöckel hat mit seiner eigenen Art von magischem Realismus die Literatur bereichert.

Klaus Wilke

 

Tipp

Statt Buchpremiere und Lesungen eine Kostprobe auf: www. reinhard-stoeckel.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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