Frauen in „frauenuntypischen“ Berufen gesucht

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Erika Pchalek ist vielen Cottbusern als Autorin bekannt. „Stolpersteine. Leben und Sterben Cottbuser Juden. 1933 – 1945“ ist eines ihrer Bücher. Doch sie schreibt nicht nur Bücher, sondern engagiert sich auch in vielen anderen Bereichen des Ehrenamts.

Die Journalistin ist in Bautzen aufgewachsen und zur Schule gegangen und hat in Leipzig Journalistik studiert. Nach dem Studium gab es „eine Einsatzkommission, die die Leute verteilte, und daher bin ich in Cottbus gelandet und geblieben. Cottbus hatte damals noch Wunden vom Krieg, der Bahnhof war nur ein Provisorium zum Beispiel. Mein Berufsleben habe ich bei der Lausitzer Rundschau verbracht, zuerst nicht direkt im redaktionellen Einsatz. Nach der Wende war ich kurze Zeit in der Kulturredaktion tätig. Dann haben mich meine Kollegen zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Diese Aufgabe füllte ich bis zu meinem Renteneintritt aus. Ich habe also keine Beiträge für die Zeitung geschrieben, sondern streitbare Hausmitteilungen an die Geschäftsführung“ erzählt sie.

Schon als Betriebsratsvorsitzende hat sich Erika Pchalek in der Gewerkschaft engagiert. So „richtig“ zum Ehrenamt ist sie erst nach ihrer beruflichen Laufbahn gekommen. „Jetzt mach ich erst mal nur noch Sachen, die mir Spaß machen und sonst gar nichts“, war ihr Credo, nachdem sie ihren Ruhestand angetreten hat. „Es dauerte aber nicht lange, bis mir Klaus Wilke (HERMANN-Autor, Anm. d. Red.) begegnete und mich fragte, ob ich nicht bei einem Magazin für reife Menschen in Cottbus mitarbeiten möchte. Dort habe ich angefangen, die Geschichte der Stolpersteine zu recherchieren. Das hat mich fasziniert: Da sind die Steine mit ein paar Daten drauf, aber was steckt dahinter, wer waren diese Menschen?“, so Erika Pchalek. Das andere waren die Gespräche mit Flüchtlingen, die in den Jahren 2012 und 2013 bereits zu uns gekommen sind. Als das Magazin eingestellt wurde, hat sie sich an die Kollegen der LR gewandt, um so diese Geschichten weiter erzählen zu können. „Das habe ich dann ein paar Jahre gemacht, bis mich Kollegen und Freunde gefragt haben, warum ich die Geschichten der Stolpersteine nicht als Buch veröffentliche. Der Regia-Verlag hat das dann auch getan.” Als nächstes ist ihr ein alter Professor aus Bagdad „über den Weg“ gelaufen. „Dieser Professor kam im Sommer zu Besuch zu seiner Frau, die krank war und hier wegen der besseren medizinischen Betreuung gelebt hat. Die Geschichte dieses Paares hat mich so fasziniert, dass ich ,Eine Lausitzerin in Bagdad‘ geschrieben habe.“ Kurze Zeit später nahm Erika Pchalek einen allein reisenden Jugendlichen aus Kamerun in ihre Obhut. „Das war wirklich eine tolle Zeit, die mich auch im Alter noch sehr geprägt hat“, sagt sie. Darüber hinaus ist die Autorin Mitglied im Verein „Lesefüchse“. „Ich gehe jeden Mittwochvormittag in eine Kindertagesstätte, die Kita Sonnenschein, und wenn die Lesestunde vorüber ist, habe ich Sonnenschein im Herzen“, erzählt Erika Pchalek.

„Stolpersteine“-Straßenlesung in Cottbus.

Ihr neuestes Projekt ist ein Buch mit Protokollen von Gesprächen mit Frauen. „Auf die Idee gekommen bin ich durch ein Gespräch mit einer Bekannten und das Buch von Maxi Wander ,Guten Morgen du Schöne‘. Natürlich werde ich nicht an das Niveau von Maxi Wanders herankommen, aber dieses Buch hat mich gefesselt. So möchte ich mein neues Projekt gestalten.“ Ein Schwerpunkt des neuen Projekts sind die Umbruchjahre um die Wende und dabei die Beantwortung von Fragen, wie: Wie ist es der Frau ergangen, wie hat sie diese Zeit erlebt, wie ist sie damit umgegangen? „Denn es gibt ja Menschen, die nie wieder ,auf die Beine gekommen‘ sind, dagegen gibt es viele, die sich tapfer durchgeschlagen haben. Ich möchte gern mit Frauen ins Gespräch kommen, die zum Beispiel zu dieser Zeit in der Textilindustrie gearbeitet haben, in den Kraftwerken in der Region und ich würde mich freuen, wenn ich mit Frauen aus jeder Bevölkerungsschicht sprechen kann. Mit einigen habe ich schon sprechen können und bis jetzt zeichnet sich eine sehr spannende Geschichte ab“, so Erika Pchalek.

Frauen, die zur Wendezeit zum Beispiel im Kraftwerk als Maschinistin oder als Baggerfahrerin im Tagebau oder in anderen „frauenuntypischen“ Berufen gearbeitet haben, und ihre Geschichte erzählen möchten, können sich gern an die Freiwilligenagentur wenden, die den Kontakt zu Erika Pchalek herstellt.

AR

 

Freiwilligenagentur Cottbus

Tel: 0355 4888663

E-Mail: info@freiwilligenagentur-cottbus.de

 

 

 

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