Grüner Saal in goldenem Glanz

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Anzeige | Musikzimmer in Branitz erwartet Besucher, Bewunderer, Brautpaare

 Wow, entfuhr es mir, als ich nach längerer Zeit wieder einmal die Nase in den Grünen Saal im Schloss Branitz steckte. Die Nase galt nicht nur dem größten Raum im historisch ehrwürdigen Gebäude, sondern seiner Restaurierung, die vor dem Ende steht. Grün und Blau und Gold als die hervorstechenden Farben bilden eine sehenswerte Melange. Von dem Grünem Saal soll hier also die Schreibe sein.

Neben mir steht Matthias Rindt. Der Fachbereichsleiter Gebäude und Baudenkmalpflege in der Pückler-Stiftung kennt hier sozusagen jeden Quadratzentimeter. Und so war er der Ideengeber für Restauratoren und Handwerker, die erklärtermaßen ein tolles Teamwork abgaben. Ausgestattet mit historischen Dokumenten und Zeichnungen, kann er sich in den Geschmack und die Pläne des berühmten umtriebigen Fürsten hineinversetzen. Die gingen in zwei Richtungen, erklärt Matthias Rindt, Respekt vor dem Werk der Vorfahren und der eigene Genius: „Alles musste etwas bunter, strahlender, fetziger sein.”

 „Chez moi”, mein Zuhause, so wollte es Pückler, als er in das Schloss einzog, und so soll es der Besucher heute wiederfinden. Matthias Rindt erklärt, was Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau, vorfand, als er 1846 mit dem Umbau des Schlosses begann: „Einen großen Raum im Zopfstil, der den Inspirationen seines Großvaters von etwa 80 Jahren früher folgte.  Wie die Männer damals Zopfperücken trugen, wurden Blattornamente und Blumengirlanden, die die Wände schmückten, im Zopfmuster gestaltet. Zeitgeist! Schnelllebig wie die Zeiten schon damals waren, galten Zopfperücken bald als altmodisch, und wer sie trug, als jemand von gestern. Aber schön waren sie doch. Pückler übernahm diesen Stil.”

Das Musikzimmer nach den Restaurierungsarbeiten
Foto: TSPV

 Dem Zeitgeschmack folgend, hatte sich der Großvater für eine weiße Decke mit Stuck, Ornamenten und Verzierungen entschieden. „Der neue Schlossherr erfreute sich an der grün-blauen Farbgestaltung des Saales, einer Kombination, die spätere, uns nahe Generationen als unpassend empfanden: grüne Wände und ein blauer Teppich mit grünen Sternen.” Das arsenhaltige Schweinfurt-Grün hat den Restauratoren dann auch einige Mühen gekostet. „Pückler, vom Himmelsblau des erlebten Orients wahrscheinlich zeitlebens beeindruckt, ließ eine tiefblaue Decke mit goldenen Sternen und weißen Engelsköpfen gestalten. Auch ein neuer weißer Kaminofen, von einer renommierten Berliner Firma erbaut, erhielt seinen Platz in einer extra geschaffenen Nische.” Eine Inschrift „Amor et Virtus” (Liebe und Tugend) macht den Wärmeplatz zu einem Pücklerschen.

Den Charakter   des Musikzimmers prägen metallisch glänzende Instrumente an den Wänden, Pauke, Horn, Geige, Flöte, Laute, von Bändern und Schleifen gehalten. Antike Persönlichkeiten in Medaillons und mit Eichenlaub umrankt, scheinen Gäste eines gedachten Konzerts zu sein. Nicht alles, was der Fürst hinterlassen hat, hatte Bestand. Die Nachfahren sorgten für Veränderungen.

„Als Restauratorin sind meine Arbeitsplätze dort, wo andere Menschen Urlaub machen”, freut sich Dr. Dorothee Schmidt-Breitung. Ihre Handschrift findet man u.a. im Kreuzgang der Neuzeller Kreuzkirche, an den 60 Bildszenen des Bernauer Hochaltars und in der Dorfkirche von Steinitz (Drebkau). Und nun im Musikzimmer des Branitzer Schlosses. Was für sie hier das Schönste, das Attraktivste und das Schwierigste war? „Das Schönste war zugleich das Schwierigste: die Decke. Pücklers blaue Decke war später zu einer weißen umgestaltet worden. Das Blau hervorzuholen, änderte die farbliche Gesamtwirkung. Außerdem verbargen sich unter der Deckenkonstruktion Elemente aus der, Großvaterzeit´. Es waren mehrere Schichten abzutragen. Wir hatten mit speziellen Papieren und Klebstoffen zu kämpfen, mehrere Anstriche anzubringen, ehe der Saalhimmel im heutigen Pücklerschen Blau erstrahlt. Und am attraktivsten war, die Schönheit und Farbigkeit des Kaminofens wiederherzustellen. Interessant auch, wie meine Kollegen aus wenigen Überbleibseln kleine Tischchen aus der Pücklerzeit in detektivischer Arbeit rekonstruierten. Ich bin glücklich, dass ich dabei mitwirken konnte. Ein wunderbares Schloss.”

In das Musikzimmer zurückkehren wird der Konzertflügel von Breitkopf und Härtel aus dem Jahr 1841, mit schwieriger englischer Technik ausgestattet, den einst Clara Wieck (Schumann) und Felix Mendelssohn-Bartholdy eingespielt haben, bevor Pückler ihn für ein Märchengeld erwarb. Mendelssohn-Bartholdy – wer denkt da nicht an den Hochzeitsmarsch. Glänzende Überleitung: Denn im Musikzimmer sollen künftig standesamtliche Trauungen vollzogen werden – zwischen den Himmelssternen und denen auf dem Boden, unter einem mächtigen Kronleuchter, und die Wände hängen „voller Geigen”. „Wer träumte nicht von der Hochzeit in einem Schloss, das das Paar ausnahmsweise durch das sonst geschlossene blaue Tor betreten darf”, schwärmt Juliane Szobonya, in der Stiftung u.a. für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Der Grüne Saal erhält dafür besondere Stühle. Das Brautpaar sitzt auf goldenen. Auch eine Kutschfahrt oder ein Traufahrzeug können gebucht werden. Weil die Festteilnehmer für ein paar Stunden Schlossinhaber sind, können sie, gegen ein Entgelt, nach Herzenslust in vielen Schlossräume fotografieren. Und im Cavalierhaus und in der Goldenen Ananas warten anspruchsvolle Speisekarten”, macht Juliane Szobonya Appetit.

Klaus Wilke

 

Info für Brautpaare in spe

Termine, Bedingungen, Preise unter: Tel. 75 15 192 oder: ramona.neumann@pueckler-museum.de

                                                                                                                                                                       

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