Kirchliche TelefonSeelsorge®

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 Ehrenamt mit Tiefenwirkung

Manchmal wächst einem alles über den Kopf und man weiß einfach nicht mehr weiter. Da ist es gut, mit jemandem einfach mal über alles zu sprechen. Denn aus Worten können Wege werden.

Seit 1993 gibt es in Cottbus eine TelefonSeelsorge®. Sie ist eine der drei Dienststellen der Kirchlichen TelefonSeelsorge® in Berlin und Brandenburg, befindet sich in ökumenischer Trägerschaft und ist eine verlässliche AnHÖRstelle für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Rund 40 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sind hier engagiert.

Um den Dienst am Telefon leisten zu können, braucht es nicht nur ein offenes Herz für Menschen in Not und Einfühlungsvermögen, sondern auch eine fundierte Ausbildung. Ein Jahr lang werden die Seelsorger*innen auf ihren Dienst vorbereitet. HERMANN sprach mit zwei Ehrenamtlichen*.

Mitglieder des Freundeskreises. Sie geben der TelefonSeelsorge ein Gesicht in der Öffentlichkeit. Foto: Corinna Preuß

 Ihr habt im vergangenen Jahr die Ausbildung zur TelefonSeelsorger*in abgeschlossen. Was hat euch bewogen, ein Ehrenamt bei der TelefonSeelsorge zu suchen?

K: Ich hatte mich schon vor einigen Jahren für die Ausbildung zur TelefonSeelsorger*in interessiert. Als dann mein Ruhestand näher rückte, habe ich mich angemeldet. Ich dachte, das könnte mir liegen und irgendetwas Sinnvolles wollte ich auch als Rentnerin tun.

J: Ich dachte mir, dass das eine großartige Aufgabe ist. Anfangs habe ich mir aber schon überlegt, ob das Ehrenamt gerade in mein Leben passt. Dann aber kam für mich der Moment. Ich denke, meine Gabe ist es, gut zuhören zu können.

Welche Voraussetzungen sollten Interessierte für dieses Ehrenamt mitbringen?

J: Zum einen ist da die Loyalität gegenüber den Anruferinnen und Anrufern. Zum anderen sollte man offen sein für andere Menschen, auch unvoreingenommen. Erstmal anhören, wirklich zuhören.

K: Empathie und Geduld sind aus meiner Sicht wichtige Voraussetzungen.

J: Es braucht auch eine gewisse Lebenserfahrung. Ich kann bestimmte Dinge nicht verstehen, wenn ich nicht schon etwas im Leben erlebt habe.

Welche Haltung braucht es am Telefon?

J: Offen sein, für das, was da kommt. Den anderen ernst nehmen, auch bei kleinen Problemen. Wertschätzend sein. Achtsamkeit.

K: Ja, vor allem jeden Anrufenden wertschätzen und so annehmen, wie er/sie ist.

Was sind für euch besonders schöne Momente?

K: Wenn sich eine gute Beziehung aufbaut, geht es auch mir gut und ich kann manche Themen selbst ein Stück verarbeiten. Und, wenn sich der Anrufer oder die Anruferin am Schluss für das Gespräch bedankt.

J: Zweimal habe ich schon gehört, wie ein Anrufer am Ende zu sich sagte: Das war aber jetzt ein schönes Gespräch.

Ein Grundsatz der TelefonSeelsorge® ist die Anonymität – die der Anrufenden und auch der Seelsorger*innen selbst. Wie geht Ihr damit um?

K: Bei mir wissen nur meine Söhne und eine Freundin von meiner Tätigkeit und ich bin auch ein bisschen dankbar, dass es nicht jeder weiß. Auch für die Anrufenden finde ich die Anonymität letztendlich sehr gut. So kann jeder frei reden in einem geschützten Raum.

J: Ich finde die Anonymität nicht ganz so einfach, vor allem beim Werben. Ich würde gern öfters Menschen erzählen, wie toll es ist, bei der TelefonSeelsorge® zu sein.

Ihr habt jetzt schon einige Erfahrung am Telefon. Bereut ihr es, zur TelefonSeelsorge® gekommen zu sein?

J: Auf keinen Fall. Ich würde alle Teile der Ausbildung noch einmal machen. Es ist unglaublich bereichernd für mein Leben, was ich alles über mich erfahren habe.

K: Es ist ein anderer Sinn in mein Leben gekommen. Die Supervisionen, das Kennenlernen neuer Personen haben mein Leben bereichert. Es war eine sehr gute Entscheidung, zur TS zu gehen. Ich würde es immer wieder tun.

J: Die Gemeinschaft in der TelefonSeelsorge ist auch schön. Es ist ein offenes Miteinander.

K: Wenn jemand zum Dienstwechsel kommt und mich anlächelt, ist jede Anspannung sofort verflogen. Dann geh ich zufrieden nach Hause und der Tag hatte einen Sinn.

Interview: rog

 

Informationsabend und Mitarbeit bei der TelefonSeelsorge® in Cottbus

Menschen in Krisen brauchen jemanden, der ihnen zuhört. Doch was ist, wenn niemand da ist, den man anrufen kann – oder will? Dafür ist die TelefonSeelsorge® da. Ein Gespräch, eine andere Sicht auf die Dinge oder einfach nur das Gefühl nicht alleine zu sein, kann Erleichterung bringen und sogar Leben retten.

Wenn Sie TelefonSeelsorgerin oder TelefonSeelsorger werden möchten, rufen Sie uns an! Gemeinsam finden wir heraus, ob es das Richtige für Sie ist. Tel.: 0355 472831. Infos unter www.ktsbb.de. Eine Kirchenmitgliedschaft ist nicht Voraussetzung für dieses Ehrenamt.

 

Herzliche Einladung an alle Interessierten zum Informationsabend am Mittwoch, 27. Oktober, 17 – 18 Uhr in der Stadt- und Regionalbibliothek Cottbus.

 

Hintergrundinformation

Mit mehr als 7.700 geschulten Ehrenamtlichen in 104 Städten oder Regionen ist die TelefonSeelsorge® deutschlandweit tätig. Um möglichst vielen Menschen den Zugang zu ermöglichen, stehen Mitarbeitende ganzjährig rund um die Uhr am Telefon zur Verfügung.

Alle Gespräche sind anonym und kostenfrei.

 Wenn Sie Hilfe benötigen:

Per Telefon 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222
per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de

 

* Die Namen sind der Redaktion bekannt. Um die Anonymität zu wahren haben wir die Namen geändert.

 

 

 

 

 

 

 

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