„Ich kann sie Wilhelm nicht geben”

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Malte Kreutzfeldt inszeniert „The Black Rider” am Staatstheater Cottbus

Malte Kreutzfeldt ist wieder da. Das ist jener Regisseur, der 2017 im Staatstheater, mit einer wunderbaren Sigrun Fischer in der Titelrolle, Brechts „Arturo Ui” vorzüglich inszeniert hat. Einen solchen Thriller, der atemberaubend und überzeugend den Kapitalismus entlarvt, wird man lange in Erinnerung behalten. Nun hat er sich des Schauspielmusicals „The Black Rider” angenommen, einer musikalisch-theatralen Adaption des Freischütz-Opernstoffes durch drei amerikanische Autoren: Starregisseur Robert Wilson, Beat-Generation-Schriftsteller William S. Burroughs und Rock-Pop-Jazz-Folk-Allround-Komponist Tom Waits erzählen die alte Sage auf neue Weise.

 „Ich versuche immer etwas zu finden, das Zuschauer und Zuhörer reizt, etwas, das sie anspricht und betrifft”, erklärt Malte Kreutzfeldt. „Ich bin mit der Musik, die dieses Musical prägt, aufgewachsen. Auch bei vielen Theaterbesuchern wird sie Erinnerungen wecken. Es wird eine Geschichte von Leben, Liebe, Neid und Gier und von unseren Träumen und Albträumen erzählt – ganz archaisch und zugleich zeitlos.”

Die Geschichte geht so: Der schlichte und sensible Amtsschreiber Wilhelm liebt Käthchen, die Tochter des Erbförsters. Der, ein strammer Jäger, will einen richtigen Mann, einen, der mit der Flinte umgehen kann, für seine Tochter. So einen wie Robert. Wilhelm wehrt sich. Von einem geheimnisvollen Stelzfuß nimmt er magische Kugeln an, die ihn treffsicher machen, teuflische Kugeln. Für den entscheidenden Probeschuss braucht er neue Kugeln. Doch Stelzfuß hat seine Bedingungen geändert: Die letzte Kugel lenkt er. . .

Für den Regisseur wieder eine Geschichte, die unterhält und zugleich unter die Oberfläche geht: „Interessant ist die amerikanische Sicht auf den Stoff, die ihn in einer circensischen Jahrmarktswelt ansiedelt. Das ist Vergnügen mit Gänsehautelementen. Dazu die Musik von Tom Waits, fantastisch, whiskyselig, jazzig. Das ist ebenso vergnüglich wie die augenzwinkernde Parodie auf deutsche Schauerromantik. Das Bedrohliche ist, dass Menschen Traditionen, Sitten und Bräuchen ausgeliefert sind. Einer der ersten Sätze des Erbförsters lautet: ‚Ich kann sie Wilhelm nicht geben. Es muss ein Jäger sein. So will es der Brauch.‘ Das andere ist, sein Leben oft tödlichen Süchten auszusetzen, die wahrlich Werke des Teufels sind.”

Malte Kreutzfeldt freut sich auf die Arbeit mit den Cottbuser Schauspielern und Schauspielerinnen. Er sei ein Fan dieses Ensembles. Sigrun Fischer gibt er wieder eine düstere Männerrolle: Sie spielt den Stelzfuß. Käthchens Eltern spielen Susann Thiede und Rolf-Jürgen Gebert. Gunnar Golkowski gibt den vom Vater auserwählten Robert. Mit allen Musikwassern gewaschen, so scheint’s, ist das Gast-Käthchen, Maxine Kazis, eine griechisch-schweizerische Schauspielerin und Sängerin, die diese Rolle schon gespielt hat und außerdem von sich sagt: „Ich schreibe Musik und tanze um mein Leben.” Wilhelm ist Markus Paul, ein neuer Spieler im Cottbuser Ensemble, der erst Gesang und dann Schauspiel studiert hat. Hans Petith, der die musikalische Leitung hat, führt eine Band mit Dan Baron, Heiko Liebmann, Dietrich Petzold, Lu Schulz und Sidney Werner.

Das sei für ihn als Regisseur ein Stück richtig zum Austoben mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen: Showeffekte, Feuer, schwebende Menschen usw. Eine richtige große Unterhaltungsmaschine – Malte Kreutzfeldt ist wieder da!

Klaus Wilke

Premiere

  1. September, 19.30 Uhr, Großes Haus

 

 

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