Eine Rundwanderung in den Königshainer Bergen (ca. 7 Kilometer, 3 Stunden)
Das kleine, zweigeteilte Bergmassiv gehört zum Ostlausitzer Hügelland. Die erhaltenen Granitfelsen sind der Rest von ehemals fast einhundert frei stehenden Felsklippen, -türmen oder -burgen. Die gute Spaltbarkeit, Härte und enorme Beständigkeit in Form und Farbe machten den Königshainer Stockgranit zu einem begehrten Gut. Den Namen bekam das Gestein, weil es vor Urzeiten den Lausitzer Hauptgranit durchbrach und als geologisch jüngerer „Stock“ zu Tage trat. Mit dem Abbau der freistehenden Felsen wurde im 16. Jahrhundert begonnen, erste Steinbrüche wurden vor etwa 200 Jahren aufgeschlossen. Königshainer Granit steckt in zahlreichen Bauten, so im Sockel des Berliner Reichstags und dem S-Bahnhof Alexanderplatz, dem Leuchtturm am Kap Arkona auf Rügen und im neuen Fichtelberghaus. Die Produktion lief bis Ende der 1960er Jahre. Endgültig wurde der Königshainer Granitabbau im Jahre 1976 eingestellt. Von der Wendeschleife im Oberdorf (Bushaltestelle) läuft man auf einer schmalen Straße zum ehemaligen Bahnhof. Der bleibt links liegen, ein schmaler Pfad führt weiter leicht bergan, erst über eine Wiese, dann nahe einer Kleingartensiedlung in den Mischwald.
Weiter geradeaus gelangt man ans Wasser des Firstenbruches, rechts dann zu einem imposanten Aussichtspunkt auf die Kolosseumswand und ins Granitabbaumuseum: ein Freilichtgelände mit mehreren Gebäuden, erhaltenen Transportmitteln, Maschinen und Gerätschaften. Wir gehen schräg durch das Terrain, dann den Pfad entlang der ehemaligen Aufzugstrecke leicht bergab.
Am südlichen Rand des Hamannbruchs begrüßt uns der Kaffeekrug – so heißt der große Felsen, der vom Abbau verschont wurde. Wir halten uns rechts, leicht bergab, eine Zeitlang am Rand des Hamannbruchs entlang. Nach etwa 300 Metern ist der Totenstein erreicht, hier gehen wir links hinunter und können von der Nordseite über eine eiserne Treppe hinaufsteigen. In der Bronze- und frühen Eisenzeit sowie in der slawischen Epoche befand sich hier ein kultischer Ort, wo die Menschen ihrer Verstorbenen gedachten. Der preußische König Wilhelm IV. war bei seinem Besuch im Jahre 1844 so beeindruckt, dass er den Totenstein unter Schutz stellen ließ, ebenso wie den Hochstein, als die ersten geologischen Naturdenkmäler in der Oberlausitz überhaupt.
Wir gehen ein Stück um den benachbarten kleinen wassergefüllten Bruch, der Pfad mündet in einen Fahrweg, rechter Hand flankiert von Fichten. An der nächsten Weggabelung biegen wir nach links ab, kurz vor dem Parkplatz nach rechts, dem Hinweisschild „Kuckucksstein 0,8 km“ folgend. Auf dem breiten Fahrweg durch Mischwald kann man zügig ausschreiten und erreicht nach wenigen Minuten den Abzweig nach links zum Teufelsstein (400 m). Wer 60 Meter zusätzlich geradeaus läuft, erblickt rechts hinter einer Sitzbank den Kuckuckstein – ein Miniaturfels im Vergleich zu den anderen. Wieder zurück zum Abzweig, hier vom Kuckuckstein kommend, nach rechts abbiegen.
Auf dem Hochsteingipfel steht die Tür zur Hochsteinbaude offen. Lohnenswert ist der Aufstieg über exakt 100 Stufen zum stählernen Aussichtsturm, denn die Aussicht aus 22 Meter Höhe gehört zu den besten in der Oberlausitz. Rechts des Turmes gelangt man über den Wanderweg (1,3 km), markiert mit einem roten Punkt, in einer halben Stunde zurück zum Ausgangspunkt Königshain/Oberdorf.
Text & Fotos: Kerstin & André Micklitza
Titelfoto: Kolloseumswand am Firstenbruch
Infos
An- und Abreise: Vom Bhf. Cottbus im Stundentakt nach Görlitz (Sa/So nicht um 11.04 Uhr). VBB-Tageskarte bis Spremberg, ab hier im Zug ZVON-Tageskarte für 1-5 Personen (12-26 EUR) lösen, gilt auch für Bus nach Königshain.
Buslinie Nr. 145 vom Bahnhofsvorplatz Görlitz. Rufbus fürs Wochenende muss man Mo-Fr unter Tel. 0800/98664636 oder 03591/491100 bestellen. Für Fahrten Mo–Fr mindestens 60 Min. vorher anrufen.
Granitabbaumuseum Königshain, bis Okt. Mo–Fr 10–14.30, Sa/So 14–17 Uhr.
Hochsteinbaude, Tel. 035826/60116, einfache Übernachtung, Gasthaus tgl. außer Di 11–18 Uhr.
www.hochsteinbaude.de