(K)Ein netter älterer Herr

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„Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ im Staatstheater

Auf diesen beide Seiten werfen wir einen Blick auf einige Inszenierungen des diesjährigen Sommertheaters. Was auf den Höfen der Alvensleben-Kaserne und der TheaterNative C sowie auf dem Cottbuser Klosterplatz zu sehen sein wird, hier ist davon zu lesen. Beginnen wir mit „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ von Beaumarchais, zu dem das Staatstheater einlädt.

Oliver Breite, Theaterbesuchern als Ole Bienkopp, als Esau Matt (Erwin Strittmatters Alter Ego), als Othello und in anderen Rollen, seit Jahren freischaffend und als gern gesehener Gast, in bester Erinnerung, schlüpft in die Rolle des Grafen Almaviva. Der hat vor der Hochzeit des Figaro (Michael von Bennigsen), seines Kammerdieners, noch einen eigenen Plan. Er hat sich in den Kopf gesetzt, dessen Braut Susanne (Ariadne Pabst) zu verführen, das Recht der ersten Nacht in Anspruch zu nehmen. Ein ganzes Arsenal von Einfällen richtet er darauf, ein eigentlich gar nicht so sympathischer Mensch. Breite will bei den Proben offensichtlich niemanden erschrecken und trägt ein Shirt mit der Aufschrift „Netter älterer Herr“.

„Das ist zur Probeninspiration“, sagt er, „zur Freude meiner charmanten Mitspielerinnen. Aber die wissen natürlich auch so, dass der Graf am Ende nach vielen klugen Listen, Verwirrungen und Wendungen der Blamierte ist und Abbitte tun muss. Parallel zu dieser Geschichte geschehen in diesem Stück noch andere komödiantische Sachen. Die Wirtschafterin Marzelline (Kristin Muthwill) erinnert den deutlich jüngeren Figaro an ein früheres Heiratsversprechen, und der Arzt Dr. Bartholo (Rolf-Jürgen Gebert) hat auch ein Hühnchen mit dem Bräutigam zu rupfen.“

Das Stück (Regie: Bettina Rehm) zeige eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft mit ihren Interessengegensätzen und -konflikten. In der Komödie seien sie zu überwinden. Der Spannungsbogen führe zu einem Happy End: „Die Ohnmächtigen gewinnen, die Mächtigen unterliegen. Die Kraft solidarischer Weiblichkeit setzt sich gegen männliche Dominanz durch. Eine schöne Utopie.“

Oliver Breite liebt das Sommertheater. Im „Diener zweier Herren“ war er Pantalone. „Das habe ich gern gespielt. Das macht auch der Spielort. Ein bisschen erinnert das an jene längst vergangene Zeiten, als das fahrende Volk auf dem Thespiskarren durch die Lande zog. Es zählt nicht nur das Wort, sondern der ganze Körper, das Licht, der Ort. Oft reicht das Spiel ins Circensische. Ich bin mir sicher: Das ist das Ur-Brot des Schauspiels.“
„Der tolle Tag“ verspricht dem Besucher offensichtlich wirklich einen tollen Tag.

Bleiben wir bei Oliver Breite. Wer googelt, findet Breite als Pankratius in der „Wildschütz“-Inszenierung der Dresdner Semperoper. Singt Olli jetzt auch noch? „Die Semperoper ist ja ein Traum für jeden. Aber singen muss ich nur ganz kurz mal. Ansonsten darf ich sprechen. Diese Rolle hat ihren Ursprung in einer früheren Zusammenarbeit mit dem Regisseur Jens-Daniel Herzog.“ Kritiker gaben dem Schauspieler auf der Opernbühne sehr gute Noten.

Immer wieder sieht man Oliver Breite in Krimis wie SOKO oder „Tatort“. Ist er im Krimi heimisch? „Nein, ich lese keine, aber meine Frau Corinna. Für mich sind es Rollen, die ich auch spielen würde, wenn es keine Krimis wären: Menschen, die in Bedrängnis geraten sind, weil sie Schuld auf sich geladen haben, Menschen in Extremsituationen. Das ist tolles Futter für einen Schauspieler.“

Und was macht Corinna Breite heute, die von 1996 bis 2003 in Cottbus engagiert war? „Sie ist eine der ,Töchter Magdeburgs‘, vier Frauen, die singend in einem Projekt Geschichte und Geschichten vom Anteil der Frauen (auch sie Töchter Magdeburgs) an der Entwicklung der Elbmetropole erzählen. Außerdem unterrichtet sie, selbst aus einer Lehrerfamilie stammend, an einer Montessori-Schule.“ Klaus Wilke

Premiere „Der tolle Tag“: 17.06., 19.30 Uhr, Hof der Alvensleben-Kaserne.
Weitere Vorstellungen: 18., 19., 23., 24., 26., 30.06.; 02., 03., 07., 08., 09.07. (19.30 Uhr, sonntags 19 Uhr). Eine Stunde vor den Vorstellungen wird ein attraktives Vorprogramm angeboten.

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