Kolumne Januar 2021

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„Piks“ me Tender

Eigentlich sollte dieses neue Kolumnenjahr einmal ganz anders beginnen. Mit einer provokanten Frage vielleicht oder einem tiefgründigen Gedanken. Einem, bei dem das Gegenüber kurz verständnislos die Augenbrauen hochziehen würde, ehe die Erkenntnis wie eine warme Welle durch den Körper rollt. Gefolgt von einem anerkennenden Nicken mit leicht gespitzten Lippen. Auch ein kluger Satz hätte einiges reißen können, punktgenau gezündet und im richtigen Moment pointiert zum Abschluss gebracht.

Stattdessen stehen Sie und ich, wir beide, auch am Beginn des Jahres 2021 wieder da und sind uns ganz sicher einig: Einmal sollten wir das Ganze noch durchspielen. Auch wenn wir uns dabei albern vorkommen, jedes Jahr aufs Neue diesen schmalen Pfad zwischen Aufbruchstimmung und Selbstbetrug zu beschreiten. Immer und immer wieder. Wollen wir? Denn Sie müssen zugeben, dieser Jahreswechsel hat nichts mit denen der jüngsten Jahre gemein.

Also: Was haben Sie sich denn für das kommende Jahr vorgenommen? Überlegen Sie in Ruhe, ich fange einfach mal an. Ich möchte 2021 wieder mehr Normalität wagen. Zu einfach, zu plump? Aber ist es nicht dieser, unter normalen Umständen völlig nichtssagende Wunsch nach Normalität, der in diesen Zeiten alles andere irgendwie toppt? Die Kollegen am Arbeitsplatz wiedersehen, den Schaum vom frisch gezapften Bier pusten, ein zufriedener Blick auf das eigene Konto, auf das oben mehr eingeht als unten rausläuft.

Jeder hat vermutlich eine ganz eigene Geschichte zu erzählen, auf welche Art ihm diese Pandemie kräftig ins Gesicht gespuckt hat. Und da spreche ich noch nicht einmal von Jana aus Kassel. Wer macht sich da noch Gedanken über die großen Drei: Abnehmen, weniger Alkohol, aufhören mit dem Rauchen? Kürzlich habe ich mit Freunden über DIE Frage unserer Zeit diskutiert. Impfen lassen, ja oder nein? Eine gesunde Skepsis ist nie verkehrt, viele Bedenken kann ich nachvollziehen. Ich selbst sehe mich aber schon vor der Freigabe des Impfstoffs für nicht-Risikogruppen in einem Zelt vor dem Impfzentrum kampieren. So wie es die Wohlstandskinder meiner Generation gemacht haben, sobald das neue IPhone angekündigt wurde. Nur den ans Bein geklebten Pipi-Beutel werde ich mir vermutlich sparen.

Weil das nun weder der anfangs erwähnte kluge Satz noch der tiefgründige Gedanke war, lassen Sie mich zum Abschluss noch folgendes sagen: 2020 war kein gutes Jahr, 2021 muss deswegen aber nicht automatisch besser werden. Zumindest wären wir dann aber besser vorbereitet.

Bleiben oder werden Sie gesund, kommen Sie gut ins neue Jahr. Wir lesen uns!

Sebastian Schiller

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