Kultur verbindet

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Es soll Menschen geben, die kennen Lübbenau nur als Bahnstation auf der Strecke Cottbus-Berlin. Das ist jammerschade, denn die Spreewaldstadt beindruckt mit einer überaus lebendigen Kulturszene.

Hier finden vielfältige Ausstellungen und Festivals statt. Zum Beispiel gehört Lübbenau zu den Hauptveranstaltungsorten des PolkaBeats-Festivals. Und alle zwei Jahre versammelt das „Spreewaldatelier“ ausgewählte Maler und Bildhauer in der Lübbenauer Altstadt.

Plattform und Impulsgeber der kreativen Szene ist das Kulturzentrum GLEIS 3. Es liegt recht zentral in der Güterbahnhofstraße, in einem markanten Gebäudekomplex aus Wasserturm und historischem Bahnbetriebswerk. Das GLEIS 3 umfasst drei große Häuser: die Bunte Bühne, den Kulturhof und die LÜBBENAUBRÜCKE.

Jedes dieser Häuser steht für sich, doch alle drei nutzen die integrative Kraft der Kultur. Hier ist Jeder und Jede eingeladen, sich mit dem eigenen Gestaltungswillen einzubringen.

Queenie Nopper und Michael Hensel von der Koordinierungsstelle GLEIS 3 stellen die Vereine vor.

Hier finden tolle Open-Air-Konzerte statt: im Innenhof von Gleis 3.

Kulturhof e.V.

Michael Hensel: „Da, wo heute der Kulturhof ist, war früher der Speisesaal für die Bahnmitarbeiter. Heute treffen sich hier die Freunde populärer und unpopulärer Kunst. Von Kalligrafie über Malerei bis hin zum Tanz ist hier alles vertreten. Doch besonders beliebt ist der Kulturhof als Location für Live-Konzerte. Hier treten sowohl internationale Größen auf als auch Bands, die noch völlig unbekannt sind.“

Queenie Nopper: „Der Kulturhof existierte schon seit 1994 an einem anderen Standort. 2001 zog er dann hierher, in das erste sanierte Gebäude. Die übrigen Gebäude lagen damals noch brach und sahen wirklich schlimm aus. Sie wurden in den folgenden Jahren nach und nach saniert“

LÜBBENAUBRÜCKE

Queenie Nopper: „Die LÜBBENAUBRÜCKE gibt es seit 1999. 2009 sind wir dann in das ehemalige Verwaltungsgebäude des Bahnbetriebswerks gezogen. Die LÜBBENAUBRÜCKE ist ein Kooperationsprojekt zwischen Wohnungsunternehmen und der Stadt Lübbenau. Wir moderieren den Stadtentwicklungsprozess. Wir kümmern uns um Quartiersmanagement und auch das Stadtmarketing.  Dabei ist es uns wichtig, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Ideen und Wünschen einbringen. Außerdem organisieren wir vielfältige Veranstaltungen, von der Diskussionsrunde bis hin zum Lindenfest.“

Gleis 3: Drei Häuser unter einem Dach

Bunte Bühne

Michael Hensel: „2011 kam dann die Bunte Bühne dazu. Sie ist die Theater- und Kleinkunstbühne des KultuRegio e. V. Sie zog in das ehemalige Schmierstofflager. Die Bunte Bühne bietet für Grundschulen das Projekt „Klasse Theater“ an. Zudem gibt es einen Theaterjugendclub. Dessen Teilnehmer treffen sich einmal wöchentlich und studieren eigene Stücke ein, die sie dann vor einem großem Publikum aufführen. Und es gibt weitere Mitmach-Angebote für Menschen verschiedener Altersgruppen, mit oder ohne Handicap.“ Und wer konsumieren möchte, ohne mitzumachen? Der kann hier an drei Tagen pro Woche Aufführungen genießen – wenn nicht gerade Covid-19 das kulturelle Leben lähmt.

Viel Freiraum für Kreativität

Queenie Nopper: „Wir bieten den Leuten die Infrastruktur, einen Rahmen, in dem sie selbst aktiv werden können; beispielsweise unterstützen wir kleine bürgernahe Projekte. Das gesamte Kulturzentrum wird von der Stadtverwaltung stark gefördert, auch finanziell. Es wird von der Lübbenauer Bevölkerung sehr geschätzt und trägt dazu bei, das Image der Stadt hochzuhalten. Wir bieten den Lübbenauern vielfache Möglichkeiten, kulturell aktiv zu werden. Hier können sie ihre Ideen verwirklichen und ihre Talente entwickeln.“ 

Das Kulturzentrum verbindet.

Queenie Nopper: „Lübbenau besteht aus Alt- und Neustadt. Beide Stadtteile sind durch die Bahnlinie räumlich getrennt.  Da sind wortwörtlich wie auch sinnbildlich die Schranken zu. Doch genau diese Trennung wollen wir aufbrechen – und dafür ist unsere zentrale Lage am GLEIS 3 natürlich ideal. Wir sind mit unseren Angeboten ein Anziehungspunkt, bei uns kommen die Menschen zusammen – ob aus der Alt- oder Neustadt, Zugezogene wie Alteingesessene, Menschen aller Generationen.“

Wie geht das Kulturzentrum mit der Corona-Krise um?

Michael Hensel: „Auch wir mussten und müssen natürlich Veranstaltungen absagen. Im Sommer durften aber im Innenhof Konzerte stattfinden. Ein umgebauter Waggon fungierte als Bühne. Auch die Innenräume konnten mit Einschränkungen betreten werden.  Und so war es möglich, Soli-Konzerte für den Kulturhof zu veranstalten. Diese Konzerte sind sehr gut angekommen, man merkte richtig: Die Leute wollten wieder Kultur erleben. Auch im nächsten Jahr sollen wieder viele Veranstaltungen im Freien stattfinden.“

Queenie Nopper: „Die LÜBBENAUBRÜCKE hatte ohnehin einige Open-Air-Veranstaltungen im Programm, da wir es gut finden, wenn sich die Leute zu jeder Tages- und Nachtzeit draußen Ausstellungen ansehen können. Und ebendiese Formate haben sich nun in Corona-Zeiten als ideal erwiesen. Ein Beispiel dafür ist die Freiluft-Ausstellung ‚30 Orte, 30 Bilder‘. Da zeigen wir anhand von Vorher-Nachher-Bildern, wie sich Orte in Lübbenau seit der politischen Wende verändert haben. Diese Ausstellung haben wir übrigens auch digitalisiert. Und auch die vielen Kunstobjekte im Stadtgebiet, die im Rahmen der ‚Spreewaldateliers‘ entstanden sind, wollen wir in einem digitalen Rundgang zugänglich machen.“

Übrigens wurde das GLEIS 3 – Kulturzentrum mit dem „Preis Soziale Stadt 2010“ ausgezeichnet.

Queenie Nopper beschreibt die Mission von GLEIS 3 folgendermaßen: „Wir wollen kein Deckel sein, sondern ein Dach. Ein Dach, das beschützt und zugleich viel Raum lässt, in dem alle ihre individuellen Vorstellungen aktiv verwirklichen können.“

Jasper Backer

 

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