Diese Aktion am Ende des Hallenfußballturniers in Luckau konnte am 26. Januar dieses Jahres wohl kaum jemand der Besucher so recht zuordnen. Da nimmt Lara Schmidt vom FC Energie Cottbus den Pokal für die erfolgreichste Torschützin des Turniers entgegen, um sich gleich danach in Richtung der Damen der SG Gießmannsdorf zu bewegen. Deren Spielerinnen hatten einen Kreis gebildet, viele von ihnen mit Tränen in den Augen. Auf Laras Nachfrage wird ihr gesagt, dass die Mannschaft mit ihrer Mitspielerin Michaels Powelz leidet, weil bei ihr zwei Wochen zuvor eine Krebserkrankung festgestellt wurde. Ebenso ergriffen wie die Mädels im Kreis übergibt Lara daraufhin ihren Torjägerpokal der Betroffenen als Glücksbringer für die kommenden schweren Behandlungstage.
„Ich war überrascht und ergriffen zugleich“, erinnerte sich die 38-Jährige noch heute: „Auch deshalb, weil Lara mit ihren 13 Jahren beinahe meine Tochter sein könnte, sie aber dennoch schon so lieb, einfühlsam und voller Anteilnahme auftrat. Und mir hat dieses Geschenk, das ich immer in der Zeit der Behandlungen bei mir hatte, stets Mut gegeben“, fügt die inzwischen völlig Genesene an.
Auch Laras Trainer Tobias Kroll ist voll des Lobes über die Spielführerin seiner C-Juniorinnen-Mannschaft. „Diese Geste passt so richtig zu ihr, denn Lara ist immer interessiert, stets offen und sehr kommunikativ“, sagt der Coach über sein Vielseitigkeits-Talent, das auf der Torhüterposition genauso wichtig für die Mannschaft ist, wie als offensive Spielerin. Die in der laufenden Saison immerhin bereits sechs Treffer erzielt hat.
Kürzlich erfuhr Lara per Pressemitteilung, dass der Sonderpreis seitens des Deutschen Fußball-Bundes für „Fair-Play-Gesten“ an sie geht. „Laras Verzicht auf Anerkennung im Bewusstsein, dass hier ein Lebensthema berührt wird, dem viel größere Bedeutung als dem Fußball beizumessen ist, das hat uns in der Jury beeindruckt“, sagte die DFB-Schiedsrichterin und Jurymitglied Bibiana Steinhaus.
So konnte der Präsident des FC Energie der 13-Jährigen persönlich gratulieren und danken. „Lara hat mit ihrer selbstlosen und so empathisch tollen Geste den Preis mehr als verdient. Natürlich sind wir als FC Energie sehr stolz, dass eine Spielerin aus unserem Verein es war, die durch eine so großartige Geste aufgefallen ist. Damit hat sie eine großartige Werbung für unseren FCE gemacht. Auch danke dafür, liebe Lara“, sagte Matthias Auth und übergab ein Präsent des Vereins.
Schon im Februar 2020 erhielt Lara beim Heimspiel gegen Optik Rathenow die Auszeichnung für die „Fair-Play-Geste des Monats“ vom Fußball-Landesverband Brandenburg.
Weit wichtiger als diese Ehrungen ist der Nachwuchsspielerin des FCE aber die Freundschaft mit Michaela Powlez. Die zwei hatten sich im Jahresverlauf schon mehrfach getroffen. Vorwiegend am Rande von Fußballspielen, zuletzt aber im Rahmen der Filmaufnahmen des rbb-Fernsehens. Den Redakteuren war die außergewöhnliche Aktion der jungen Fußballerin einen Dokumentationsbeitrag wert. „Ich habe wirklich viel Anerkennung bekommen. Dabei war diese Aktion für mich gar keine so große Sache, viel eher eine Selbstverständlichkeit. Natürlich freue ich mich, dass es ,Michi‘ inzwischen wieder so richtig gut geht und sie den Tag mit ihrer kleinen Tochter sorgenfrei genießen kann. Und dass sie weiter auch ihrem Fußball-Hobby nachgehen kann, passt da so richtig dazu und macht mich glücklich“, sagt mit aller Erleichterung Lara Schmidt.
Text: Georg Zielonkowski
