Mit dem Schwung von Plowdiw nach Tokio

0

Bahnrad-Sportler Maximilian Levy ist mit verkorkstem Jahr 2020 dennoch zufrieden

Seine großartigen Erfolge bei der Bahnrad-Europameisterschaft von Plowdiw müssten Maximilian Levy gut versöhnt haben für das nicht unbedingt ideal verlaufene Wettkampfjahr 2020, in dem natürlich seine vierte Olympia-Teilnahme als Mittelpunkt stand. „Tokio sollte mein Abschied von den Olympischen Spielen werden, wenngleich ich das Rad danach nicht endgültig an den Haken hängen wollte. Ich wollte mich mehr meiner Familie widmen, die über Jahre auf so viel verzichten musste. Doch dann kam alles anders, so dass die Umstellung meiner Lebensabläufe zwölf Monate warten muss“, schaut der 33-Jährige zurück.

Maximilian Levy gewann zweimal Gold in Plowdiw. Fotos: Privat

Für Levy begann das Olympiajahr mit seinem Sieg beim Berliner Sechstagerennen geradezu perfekt. Auch seinem sechsten Platz, den er beim Team-Sprint der WM-Tage von Berlin belegte, gewann er im Februar grundsätzlich Positives ab. Ging es doch auf dem Velodrom in erster Linie darum, sich einen Olympia-Startplatz zu sichern: „Das ist uns gelungen und daneben war ich hochzufrieden mit meiner persönlichen Leistung im Teamsprint, als ich auf Position drei die zweitschnellste Zeit im Turnier hingelegt habe.“

Nach ungezählten Trainingsrunden stand für den Super-Sprinter am Ende des Jahres noch ein Höhepunkt ins Haus, zu dem er sich als Individualist auf den Weg zur Europameisterschaft machte. Der Bund Deutscher Radfahrer hatte aufgrund seiner Corona-Sorgen auf einen Start der BDR-Starter verzichtet, was für Maximilian Levy jedoch keine Option war. So ist er im November als Einzelkämpfer nach Plowdiw gereist, ohne sich aber in den Clinch mit dem Verband zu begeben. „Es ist mir wichtig, das auch so darzustellen. Wir haben uns wegen meines Alleingangs nicht etwa gefetzt, sondern mein Schritt wurde grundsätzlich fair akzeptiert. Vor der Abreise hat man mir Glück gewünscht und nach meiner Heimkehr gut gelaunt gratuliert“, erinnert sich der in Cottbus-Döbbrick lebende Radsportler. Zur Gratulation hatten die Verbands-Chefs auch allen Grund, konnte Levy doch am Rande der Rhodopen zwei Titel gewinnen. Speziell der 2:0-Erfolg beim Sprintfinale gegen den früheren russischen Weltmeister und Olympiadritten Denis Dmitrijew ließ aufhorchen. Griff Levy doch hier in Lauf Nummer zwei in seine Taktikkiste, um sich gegen den 34-Jährigen nach einem Stehversuch durchzusetzen.

Seine Topform unterstrich der Cottbuser Senior schon in der Qualifikation, als er mit 9,672 Sekunden die schnellste Zeit seiner Karriere unter den Bedingungen abseits der Höhe herausfuhr. Nur in der Höhe von Mexiko war er vor Jahren einmal schneller. In seiner Spezialdisziplin Keirin bewies der Lausitzer erneut seine Klasse und gewann nach 2013 und 2017 zum dritten Mal einen EM-Titel.

Mit reichlich Verspätung sind nun im Kalender von 2021 die Olympischen Spiele verzeichnet. Die sollen, egal in welcher Art ihrer Austragung vom 23. Juli bis zum 8. August in Tokio stattfinden. „Egal, wie sich die Lage in der Welt entwickelt, bin ich davon überzeugt, dass es ganz andere Spiele sein werden. Selbst bei einem Abflauen der Corona-Krise wird es sicherlich immer noch Einschränkungen geben müssen. Allein, wenn ich an das Eröffnungszeremoniell mit tausenden Startern aus aller Welt denke, kann ich mir eine solche Konzentration von Menschen mit Stand heute nicht vorstellen. Auch die Zahl der zugelassenen Zuschauer in den Wettkampfstätten wird sicherlich reglementiert“, befürchtet der olympiaerfahrene Levy. Den allerdings nicht sonderlich stört, dass er auf der Tokioter Radrennbahn, die ohnehin 150 Kilometer vom Zentrum der Millionenmetropole zu finden ist, kaum Emotionen von den Rängen erwarten kann. „Abgesehen vom Sechstagerennen auf dem Berliner Velodrom ist es eigentlich üblich, dass sich die Zahl der Zaungäste bei unseren Veranstaltungen in Grenzen hält. Bei mir ist es ohnehin so, dass ich beim Start derart im sogenannten Tunnel bin, dass ich rundum rein gar nichts mitbekomme“, lässt Levy uns in sein Innerstes schauen.

Dennoch will der Ausnahmesprinter erfolgreich von Tokio scheiden: „Da gibt es Leute, die gerade nach der EM von Plowdiw von mir erwarten, dass ich meine Olympiamedaillenkollektion komplettiere, da ich ja schon im Besitz von Silber und zweifach Bronze bin und nun nur Gold im Visier haben müsste. Denen muss ich sagen, dass für mich schon ein Medaillenrang grandios wäre. Ich will einfach nur dabei sein, egal in welcher der drei Disziplinen starten und bestmöglich abschneiden.“

Mitfiebern werden dann neben Ehefrau Madeleine, auch seine drei Kinder. Übrigens auch sein neuer Chef, bei dem Maximilian Levy ab 1. Januar nach dem Ende seiner LEAG-Anstellung einen Arbeitsvertrag hat. „Wir haben vor rund zwei Jahren das Haus von Max in Döbbrick umgebaut und uns dabei kennen- und schätzen gelernt. Bei seinem WM-Start in Berlin waren wir auch dabei, so hat sich der Kontakt weiterentwickelt. Am Ende kamen wir auch beruflich zusammen, immerhin ist Max ja gelernter Industriekaufmann. Natürlich versprechen wir uns als regionales Unternehmen von diesem Miteinander auch etwas in Sachen Werbewirksamkeit, für die dieser außergewöhnliche Sportler absolut steht“, so Ingo Krüger, der Chef der Firma IK-Bau.

Georg Zielonkowski

 

Teilen.

Hinterlasse eine Antwort