KGMD Alexander Merzyn dirigiert: „Der fliegende Holländer” von Richard Wagner

Als kommissarischer Generalmusikdirektor ist Alexander Merzyn der Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters am Staatstheater Cottbus. Ein vielbeschäftigter und in gleichem Maße bei den Musikern und beim Publikum anerkannter und beliebter Künstler. Er wusste seine Orchesterleute kompetent auch durch Stürme und Wogen schwieriger Monate und anstrengender Partituren zu steuern. Gewissermaßen eben ein Steuermann. Seine nächste Aufgabe: die musikalische Leitung der von Jasmina Hadziahmetovic in Szene gesetzten Wagner-Oper „Der fliegende Holländer”.

Bleiben wir im Bilde des Steuermanns. Wenn man sich nämlich Merzyns Vita ansieht, kann man einer künstlerischen Laufbahn folgen, die wie die Routen der Matrosen aus der Oper durch viele Länder – Israel, Estland, Vietnam, Österreich, Tschechien, Polen – führt. Wohin immer er steuerte bzw. wo er dirigierte, hatte er Erfolg. Will man „Häfen” nennen, wo er Station machte (sind schier ohne Zahl), sind das u.a. Opern wie „La Bohème”,  „Parsival”, „Fidelio”, Sinfonien und Konzerte von Tschaikowski, Mendelssohn Bartholdy, Brahms in verschiedenen Theatern und mit unterschiedlichen Orchestern. Übrigens ist er seinen künstlerischen Weg mit viel Bedacht gegangen. Dirigieren wollte er schon immer. Ur-Erlebnis dafür war ein Konzert, das der legendäre Günter Wand leitete und Schuberts Unvollendete und Bruckners 9. zu Gehör brachte. Doch zuerst studierte er, um Erfahrungen im Orchester zu sammeln, Violoncello in Berlin und dann schloss er das Dirigierstudium in Weimar an. In den verschiedenen Phasen säumten berühmte und bekannte Namen seinen Weg wie Kent Nagano, Herbert Blomstedt, Kurt Masur, Michael Sanderling.

Nun ist Merzyn seit zwei Jahren in Cottbus, und wir unterbrechen mal seine musikalische Arbeit an der Wagner-Oper, indem wir ihn, uns in den Matrosenchor einfügend, herbeirufen bzw. -singen: „Steuermann, lass die Wacht! Steuermann! Her zu uns!” Gern beantwortet er unsere Frage nach seinem „Schiff”: „Ich bin mit diesem Orchester sehr glücklich. Alle haben ein großes Interesse an intensiver musikalischer Arbeit. Das ist eine hervorragende Arbeitsgrundlage. Es ist besser als andere vergleichbare B-Orchester. Ich gönnte es ihnen, die A-Klasse, sozusagen die Erste Liga in unserem Bereich, zu erreichen.”

Dann sind wir bei Wagner und dem „Fliegenden Holländer”, und der Dirigent beginnt zu schwärmen: „Diese wunderbaren Klangwelten sind mir ganz nahe. Heute wird diese Oper, die auf eine alte Legende zurückgeht, oft ,Meeressinfonie‘ genannt. Beachten Sie, wenn wir spielen, wie er Personen, Orte, Situationen und Seelenzustände charakterisiert. Mit diesem Werk wertete er das Orchester auf. Rezitativische Phrasen zeigen, dass Wagner immer mehr Wert auf den Text legt. So läuft in Klang und Wort ein Musikdrama feinster Güte ab, wie es dies vor Wagner kaum gegeben hat. Man kann sich erfreuen an sehr kraftvollen und intimen Szenen, an recht lyrischen, aber auch düsteren Passagen.”

Nun wollen wir von dem Mann am Steuerrad-Dirigentenpult wissen, wo die Reise hingeht. „Ein Kapitän, der ,Holländer‘, schwört in Selbstüberhebung, ein bisher unbezwungenes, weil gefährliches Kap zu umsegeln. Dem frevelhaften Schwur folgt der Fluch, ewig als Untoter über die Meere zu irren.” Gar kein Ausweg? „Der Tod wäre einer, aber der ist ihnen nicht vergönnt. Nur die unbedingte Liebe und Treue einer Frau könnte ihn retten. Sie zu finden, darf der Holländer alle sieben Jahre an Land gehen.” Und findet er sie? „Er trifft auf Senta, die Tochter eines norwegischen Seefahrers. Wie die Sache ausgeht, ob es ein Happyend gibt und die Erlösung eintritt, erfahren Sie bei unserer Premiere.”

Alexander Merzyn freut sich, dem Cottbuser Publikum diese Oper vorzustellen. „Ein sympathisches, treues, sachverständiges Publikum.” Es hat, um in unserem Bild zu bleiben, den Stürmen standgehalten und seine Zahl sogar vergrößert. Übrigens spielt Andreas Jäpel den Holländer.

Klaus Wilke

 

4.Mai, 19.30 Uhr, Großes Haus

staatstheater-cottbus.de

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