Straße statt Leinwand

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Streetart ist gefragt, wie nie

Streetart ist gefragt, wie nie und hat in den vergangenen Jahren vermehrt den Weg in die großen Galerien und Auktionshäuser gefunden. Für viele KünstlerInnen in diesem Bereich ist die Priorität bei ihrer Arbeit aber nach wie vor eine andere. 

„Manche Wände schreien förmlich nach Hilfe und wollen bemalt werden“, antwortet der Cottbuser Künstler und Mural Artist Dirk Hiekel auf die Frage, warum für ihn die Wandmalerei einen besonderen Stellenwert hat. „In erster Linie geht es dabei um eine visuelle Verbesserung der eigenen Umgebung – und um schöne Bilder.“ Für den Künstler, Musiker und Illustrator Glönn ist es in der derzeitigen Situation auch ein Ausgleich: „Hier kann ich die gewonnene Zeit durch die Krise nutzen und zugleich mein direktes Umfeld mitgestalten.“ Dabei bezieht er sich auf das Ensemble grauer Beton- und gelber Backsteinwände hinter dem Großenhainer Bahnhof in Cottbus, das in den kommenden Jahren neu gestaltet werden soll. Derzeit ist es für die beiden Künstler, die ihre Ateliers gemeinsam mit weiteren jungen Kreativen im Großenhainer Bahnhof haben, ihr Hintergarten.

Noch bis vor wenigen Wochen war ihr Garten durch ein Dickicht an Büschen begrenzt, das durch die begonnenen Baumaßnahmen am nördlichen Bahnhofsumfeld entfernt wurde. „Da kamen dann die schreienden Wände zum Vorschein und wir haben sofort vom Eigentümer das OK bekommen, diese nach unseren Vorstellungen zu gestalten“, erzählen die beiden, die seit mehreren Jahren als freischaffende Künstler tätig sind. 

Das maskenartige Gesicht von Glönn ist nachts von innen beleuchtet.

Gemeinsam mit den anderen Malern aus dem Großenhainer Bahnhof wurde ein vages Konzept erstellt und dann, je nach Kapazitäten, direkt angefangen. Dass die Wände in absehbarer Zeit abgerissen werden, ist für die Künstler dabei kein Problem: „Die Gefahr, dass ein Graffiti am nächsten Tag bereits wieder verschwunden ist, besteht immer“, weiß Dirk Hiekel, der seit seinem 15. Lebensjahr an der Wand arbeitet. Sein erstes Projekt vor Ort ist ein Pferd mit Reiter, dass er als insgesamt vierteilige Arbeit angelegt hat, wobei das erste bereits auf Leinwand realisiert wurde. „Das Pferd ist für mich ein ästhetisches Tier, das aber auch durch frühe Erinnerungen eine besondere Bedeutsamkeit hat.“

Glönn, dessen Werk von phantastischen Wesen geprägt ist, hat an der ehemaligen Bahnbaracke ein maskenartiges Gesicht realisiert: „Masken haben viel mit Identität und der Suche nach dem eigenen wahren Gesicht zu tun. Diese Suche wird durch die Schlüsselsymbole noch unterstrichen.“

Beide haben sich über das Vertrauen und die dadurch vorhandenen Freiheiten gefreut: „Ich kann zum Beispiel mit Licht aus dem Haus heraus arbeiten und die Fenster von innen mit Holz auskleiden“, erzählt Glönn, dessen Kreatur im Dunkeln aus präparierten Öffnungen leuchtet. Neben den Werken der beiden sind auch von Retro75 und dawid.drone an den anliegenden Wänden bereits erste Arbeiten zu sehen.

Für die nähere Zukunft haben sich die Jungs gemeinsam die lange gelbe Backsteinwand vorgenommen, die die ROTEC Bürotechnik vom ehemaligen Prima Wetter abgrenzt. Bleiben Sie also gespannt – das nördliche Bahnhofsumfeld wird bunt in diesem Sommer. Infos und weitere Arbeiten der Künstler finden Sie auf Instagram.

HSP

 

Infos:

Dirk Hiekel
Instagram @dirkhiekel

Glenn Buchholz
Instagram @instagloenn

 

 

 

Bilder:

 

Das maskenartige Gesicht von Glönn ist nachts von innen beleuchtet.

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