Von brobdingnagischen Hauben und virtueller Realität

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Guben im 19. Jahrhundert. Die Karriere des Hutmachers Carl Gottlob Wilke begann zunächst vielversprechend.

Mit der Herstellung von Bürstel- und Zylinderhüten erwirtschaftete sich der gebürtige Forster ein respektables Einkommen. Er heiratete die Tochter des Kürschners und Wollhänderls, Caroline Hiersemann und sein erster Lendenspross erblickte das Licht der Welt. Doch es folgten düstere Zeiten. Denn nicht nur er, sondern auch die Hutwelt brachte neue Generationen hervor. Der Seidenhut gewann an Beliebtheit und stahl Bürstelhut & Co die Show. Doch das sollte es nicht gewesen sein. Die ordinäre Mütze zeigte sich ebenfalls als starker Konkurrent und Wilke war nicht geneigt, solch kümmerliches Hutwerk in sein Repertoire aufzunehmen. Sein Betrieb wurde mehr und mehr in ein Schattendasein gedrängt. Auch seine Entscheidung, doch auf den Zug der niederen Hutmacherkunst aufzusteigen, sollte keine Besserung bringen. Irgendetwas musste geschehen, um den Jahren der Qual und des Hungers ein Ende zu bereiten. Das Jahr 1854 brach heran und mit diesem eine neue Welle der Begeisterung für Calabresen Hüte. Diese brachten Wilke die zündende Idee. Er tüftelte im Fleiße und nach zahlreichen Fehlversuchen hatte er es schließlich geschafft: Der witterungsfeste und formbeständige Wollfilzhut war entstanden. Diese brillante Kreation sollte alles verändern.

Mehr zu dem bewegten Leben des Hutmachers und wie die Geschichte endet, kann man im Gubener Stadt- und Industriemuseum in Erfahrung bringen. Hier wird unter 14 gigantischen Hauben die Historie der Hut- und Tuchmacherei, sowie die der Stadt erzählt. Wem das noch nicht genug ist, kann mittels einer VR Brille z.B. in die Handwerkskunst des Schmiedes eintauchen, oder sich, von den Bürgermeistern Fred Mahro und Bartlomiej Bartczak höchstselbst, durch die Eurostadt Guben – Gubin führen lassen.

Alles was noch fehlt, ist eine illustre Teegesellschaft und eine leckere Torte zum Nichtgeburtstag.

Lena Bange
Titelbild: Im Stadt- und Industriemuseum Guben. Foto: Lena Bange

Info
Stadt- und Industriemuseum
Gasstraße 5
03172 Guben

Öffnungszeiten April bis Oktober:
Dienstag – Freitag 12 – 17 Uhr
Feiertag u. Sonntag 14- 17 Uhr

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