Auch die Para-Sportler müssen warten

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In der Zeit vom 24. Juli bis 9. August sollten in Tokio die diesjährigen Olympischen Sommerspiele stattfinden. Direkt danach sollten dann die Sportlerinnen und Sportler mit Handicap an gleicher Stelle zu den Paralympischen Spielen antreten. Doch seit dem 30. März ist alles anders.

Weil nach der Einigung von IOC, der Stadt Tokio und der japanischen Regierung die Olympischen Spiele von Tokio ins nächste Jahr hinein verschoben wurden. So soll nun am 23. Juli 2021 die Eröffnung der Spiele stattfinden, die bis zum 8. August andauern werden. Die Paralympischen Spiele finden anschließend vom 24. August bis zum 5. September 2021 statt.

So werden unsere Cottbuser Spitzenathleten von Maximilian Levy bis Emma Hinze weitere zwölf Monate der Vorbereitung zu absolvieren haben, genau wie die im BPRSV organisierten Akteure mit Handicap. Im Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportverein mit Sitz in Cottbus hat seit über 30 Jahren Ralf Paulo als Cheftrainer die Fäden der Gesamtleitung in der Hand. Er war es auch, der seinen Sportlerinnen und Sportlern die traurige offizielle Nachricht überbringen musste, dass Tokio im Sommer 2020 ausfällt. „Für die Athleten, die sich schon zuvor mit der Problematik befasst hatten, kam die Nachricht nicht ganz unerwartet. Es gab daneben aber auch Unterschiede in der Wahrnehmung. Die einen sind ein Stück weit froh, noch weitere zwölf Monate Trainingszeit zu haben, um sich selbst weiter zu verbessern. Die anderen Sportler, die vielleicht als gerade 40-jährige die „Para 2020“ als einen letzten Höhepunkt ihrer aktiven Laufbahn ansahen, haben sich die Frage gestellt, ob sie wirklich noch ein Jahr mehr trainieren wollen, oder gleich Schluss machen“, skizziert Paulo die Lage.

Im Interesse einer weiter kontinuierlich stattfindenden Trainingsarbeit sind Trainer und Aktive sehr froh darüber, dass die aussichtsreichsten Paralympics-Kandidaten nach einem Beschluss der Landesregierung auch weiterhin ihr Training absolvieren dürfen. Eine, die am Cottbuser Stützpunkt diese Ausnahmestellung genießt, ist Jana Majunke, eine 29-jährige junge Frau mit einer spastischen Lähmung. Vor vier Jahren raste sie bei den Paralympics auf den drei Rädern ihres Gefährts zu Olympia-Bronze, nachdem sie 2009 und 2010 schon WM-Gold gewonnen hatte. In diesem Jahr sollte vielleicht sogar ein Plätzchen auf einem höheren Podium angesteuert werden. „Aber man muss auch beachten, dass die Konkurrenz, gerade die aus den jüngeren Jahrgängen einiges an Boden gut gemacht hat“, schätzt sie sehr realistisch ein. Ihr Trainer Reneè Schmidt führt zudem weitere Argumente ein, die auf Schwierigkeit der Aufgabe hinweisen: „Vor vier Jahren in Rio war das Gastgeberland im Parasport eher unbedeutend. Aber man hat dort rund um Rio die zu Olympia erbauten Möglichkeiten nachhaltig gut genutzt und ein Riesenheer Behinderter an den Sport gebunden. Jetzt kommen die Brasilianer beinahe zu Hunderten zu den Wettkämpfen. Und da sind eben auch im Dreiradsport garantiert einige neue Talente dabei, die wir dann in 2021 in Tokio erleben werden.“

Für Jana Majunke heißt es bis dahin, sich an ihr neues Sportgerät zu gewöhnen. Sie hat vor wenigen Wochen ein neues dreirädriges Sportrad erhalten, das optisch dem Vorgänger weitgehend ähnelt, in einigen Einzelheiten aber doch anders ist, weil in die Konstruktion die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse eingeflossen sind. Beispielsweise erfolgt die Wahl der Übersetzungen mit einer digitalen Schaltung mit der ein Knopfdruck genügt, um die Übersetzung zu ändern. „Die grundsätzlichen Dinge, wie die Maße oder auch die Sitzpositionen konnten wir natürlich auch am neuen Bike einstellen. Aber die Feinheiten sind für jemand, der fast für Stunden auf dem Rad sitzt, deutlich spürbar. Und nur wenn Mensch und Maschine eins werden, kommen großartige Ergebnisse heraus. Insofern sind wir an der Stelle nicht so ganz traurig, dass wir weitere 12 Monate Zeit zur Abstimmung nutzen können“, so Trainer Schmidt.

 

Georg Zielonkowski

 

 

 

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