EI(N)FÄLLE-bekannte Klavierkabarettistin ulkt um Öko-Fanatismus
Christin Henkel aus München ist in Cottbus keine Unbekannte. Die mit ihren Chansons begeisternde Klavierkabarettistin gehört zu den Stammgästen des Satire-Festivals EI(N)FÄLLE. Das Festival fiel diesmal aus, in der geplanten abgespeckten Variante war sie auch nicht vorgesehen. Nun kann man sie wenigstens lesen.
Das bereitet genauso viel Vergnügen wie ihr zuzuhören. Vielleicht noch mehr; denn man kann ihre offenen und verborgenen Pointen so oft genießen wie man will. Der Titel „Achtsam scheitern” verrät bereits, in welche Richtung sie ihre Satirepfeile absendet: übertriebene Ökologie, Esoterik, einschläfernde Psychologie und -therapie. Sie ist keine böse, aber eine unheimlich unterhaltsame Erzählerin. Und Erfinderin. Wenn sie Situationen, Benennungen, Mitmenschen beschreibt, ist man auch lesend mitten im Alltag. Ich mach’s mit einem großen Vergleich: Manchmal grüßt uns Rheinsberg- und Gripsholm-Autor Kurt Tucholsky verschmitzt herüber: wenn von dem Lastenfahrrad die Rede ist, mit dem Mona und Manuel ihre Zwillinge Mathilda und Benedict-Hector (!) vom Hatha-Yoga für Neugeborene abholen; wenn Freund Denis, der sich ins Brandenburgische (gemeint ist die Lausitz) zurückgezogen hat, seinen Gästen Brunnenkresse, verschrumpelte Äpfel und als Drink Ingwer-Kurkuma-Shots anbietet; wenn Weizenmehl im Haar und Apfelessigduft einen ersten Date begleiten.
Quintessenz einer frischen und leichtgeschürzten Erzählung: Man kann alles auch übertreiben, aber wer das nicht mitmacht, ist noch lange kein(e) Klimaleugner(in). Übrigens hat das Büchlein auch etwas von einem Ratgeber, bzw. nimmt es sogenannte Ratgeber auch gehörig auf die Schippe. Jeder ihrer Geschichten hat Christin Henkel zwei Tipps hinzugefügt. Zwei Beispiele: „Nein, deine Wohnung wird nicht gemütlicher, indem du sie einrichtest wie eine Zahnarztpraxis für Privatpatienten.” Zu Rezeptversuchen in der Küche: „Sollten deine ersten Versuche misslingen – nicht verzagen.Die Pandemie wird uns noch Jahre beschäftigen. Die bleibt also massig Zeit. Hilfreiche Tipps findest du in Roberts Kochinstitut.”
KW