Ein riesiges Abenteuer

0

Ballettcompagnie des Staatstheaters bereitet sich auf Strawinsky-Abend vor

 

Nach dem großen Erfolg der Jules-Verne-Ballettadaption „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde” bereitet sich die Compagnie auf einen neuen anspruchsvollen Theaterabend vor. Im Mittelpunkt stehen „Petruschka” und „Le Sacre du Printemps” von Igor Strawinsky.

Strawinsky ist der bedeutendste Ballettkomponist des 20. Jahrhunderts. Wer Komponisten gern auch als Menschen kennenlernen will, erfährt im Blog des Konzerthauses Berlin, dass Strawinsky auch ein gewiefter Geschäftsmann, ein Tierliebhaber und Brettspiel-Fan war; dass er eine Liaison mit der berühmten Modedesignerin Coco Chanel hatte; dass er meinte, Tiere und Kinder verstünden seine Musik am besten. Das ist natürlich, die Premiere im Blick, für Ballettdirektor Dirk Neumann alles nebensächlich.

Seine Truppe, 2019 wieder zur eigenständigen Sparte geadelt, sehe sich vor einer großen Herausforderung, lässt er im Hermann-Gespräch wissen. „Ja, wir stehen vor einem riesigen Abenteuer. Strawinsky war ein Neuerer, der ausgetretene Wege in der Musik verließ und neue harmonische und rhythmische Ideen entwickelte. Atonal und polyrhythmisch, stieß das auf Ablehnung. Er irrte nicht und war seiner Zeit voraus.”

Wer immer die Tanzkunst betreibt, sollte mal Strawinsky getanzt haben, meint der Ballettchef. Das hat seinen Reiz, wenn eine Compagnie kompetente Choreographen hat. „Unsere sind in Cottbus bereits von früheren Arbeiten her bestens bekannt und beim Publikum und den Tänzerinnen und Tänzern äußerst beliebt. „,Petruschka‘ liegt in den Händen von Adriana Mortelliti. ,Le Sacre du Printemps‘ choreographiert Nils Christe, wie immer tatkräftig unterstützt durch seine Ehefrau Annegien Sneep. Zwischen diesen beiden Balletten bringen wir „Piano Rag Music + Tango”, eine Hommage an den frühverstorbenen Uwe Scholz, Ballettdirektor der Leipziger Oper. Giovanni Di Palma, ein vielbeschäftigter italienischer Choreograph und Scholz‘ Schüler, leitet die Einstudierung. Wir sind der Uwe-Scholz-Legacy dankbar für die Aufführungsrechte”, sagt Dirk Neumann, selbst ein Uwe-Scholz-Schüler.

Dann spricht er über den Live-Charakter dieser Produktion; denn für die Musik sorgt das Philharmonische Orchester unter der Leitung von GMD Alexander Merzyn, und Neumann freut sich: „Wenn sich die Wucht, die Kraft und die Schönheit dieser Musik mit der Schönheit der Choreographien verbinden – was für ein Zusammenspiel wird das zur Freude von Augen und Ohren!”

„Petruschka” ist eine packende dramatische Geschichte in der russischen Puppenwelt. Petruschka, eine zum Leben erweckte Puppe, verliebt sich leidenschaftlich in eine Ballerina, eine ebenfalls Mensch gewordene Puppe. „Unsere Choreographin wird sich nicht detailreich an diesen Inhalt klammern, sondern auf die tänzerischen Ausdrucksformen für die Tragik und Dynamik dieser Geschichte vertrauen. Die Rolle der Petruschka tanzt unser neues Compagniemitglied Alyosa Forlini.”

„Le Sacre du Printemps” ist in einer fernen archaischen Welt angesiedelt und feiert die Wiederkehr des Frühlings und die Fruchtbarkeit der Erde, die durch ein Menschenopfer gesichert werden sollen. Strawinsky setzt dabei ganz auf Tanz und erzählt keine szenische Geschichte. Dirk Neumann: „Das ist ganz im Sinne von Nils Christe, der die große Musikalität aufweist, die Musik 1:1 umzusetzen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie er papierne Partitur in lebendigen Tanzbildern auf die Bühne bringt.”

Bleibt noch als Intermezzo zwischen den beiden Stücken „Piano Rag Music + Tango”. Neumann: „Ein tänzerisches Kleinod wie geschaffen für Stefan Kulhawec. Wir werden ihn erleben: atemlos artistisch und spielerisch leichtfüßig. Wie es eben seine Art ist.”

Ein Strawinsky-Abend, der viel Freude machen wird. Apropos Freude. Im Konzerthaus-Blog findet man auch folgende Anekdote. Strawinskys Lieblingsgetränk war Whiskey. Einmal soll er ein Autogramm gegeben und geschrieben haben: Igor Strawhiskey.

Klaus Wilke

 

Info

Premiere: 28.3., 19.30 Uhr, Großes Haus

Offene Probe: 18.3., 18 Uhr, Großes Haus

Theaterbrunch: 22.3., 10.30 Uhr, Kunstmuseum BLMK

Teilen.

Hinterlasse eine Antwort