Eine dufte Ernte

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Neue Wortakrobatik von Hartmut Schatte mit Zeichnungen von Meinhard Bärmich

Hartmut Schatte/Meinhard Bärmich: Greis am Stiel, 82 Seiten, 15 EUR.

 Irgendwie ist und bleibt der Autor Hartmut Schatte ein Chronist. Was immer er anpackt, wird vom Ticken der Weltuhr begleitet. Eben hat er eine große Guben-Trilogie beendet und damit einen Rundblick über Jahrhunderte ermöglicht, da drängt er schon wieder mit einem sehr schönen Bändchen herzhafter Aphorismen und frecher Verse auf den Lausitzer Buchmarkt. Mit Humor und satirischem Witz packt er die Welt am Arm und fühlt ihr den Puls. Die Diagnose kann nur sein: Sie muss sofort ins Lazarett und in Quarantäne!

Entlassen wird sie erst, wenn sie sich u.a. folgender Missstände entledigt hat: Rüstungsproduktion, Plastikmüll, Scheindemokratie, Raubbau an der Natur, Genmanipulation, Bildungsnotstand, Lärm, Kindesmissbrauch, Zwei-Klassen-Medizin, Verkehrschaos, Russenangst. Dabei schwelt eine Hoffnung auf Genesung. Schatte lässt sie in einem Satz unter dem Titel „Stinknormal” aufblitzen: „Besonders der Bauer, der mit Gülle düngt, erwartet eine dufte Ernte.”

Neben der Welt- und Gesellschaftskritik enthalten die kleinen Texte viele Alltagsbeobachtungen, denen der Autor liebenswert-ironische Formulierungen angedeihen lässt. Was Schatte bei den Schreibern, ist der Maler und Grafikdesigner Meinhard Bärmich bei den Bildenden Künstlern: Mit schnellem, flottem Strich kennzeichnet er komische Charaktere und Situationen. So kann er zur „duften Ernte” einiges beitragen.

KW

 

 

 

 

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