„Ich bin auch eine Außenseiterin”

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Malaya Stern Takeda spielt große Shakespeare-Figur im Staatstheater

Sie ist mit ihren 24 blutjung im Beruf, Malaya Stern Takeda, Schauspielerin mit amerikanisch-japanischen Wurzeln, in Tokyo geboren, in Berlin aufgewachsen und im Nationaltheater Mannheim fest engagiert. Nun kann man sie in Cottbus sehen in einem Soloabend „Richard 3″ nach Shakespeare und mit Texten von Laurie Penny und Silvia Federici ergänzt. In einer Aufführung des Lausitz Festivals in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater.

Dieses Projekt hat gewissermaßen einen Prolog: das Absolventenvorspiel 2020 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch” Berlin. Unter den Beobachtern des achtminütigen brillanten Vortrages der jungen Künstlerin befanden sich die damalige Cottbuser Schauspieldirektorin Dr. Ruth Heynen. Heute ist daraus eine Aufführung von 90 Minuten in der Regie von Aram Tafreshian mit bemerkenswerten Akzenten geworden.

„Richard ist bei Shakespeare ein Außenseiter, hässlich, hinkend, ein Bösewicht und ein Genie zugleich”, erklärt die Schauspielerin. „Vieles davon sind Zuschreibungen von außen, Abwertungen, Diskriminierungen, wie wir sie noch heute kennen. Er nimmt sie als die Spielregeln der Gesellschaft an, spielt mit. Es ist ein Spiel um die Macht, auf einem Weg zum erhofften Thron, der von Leichen gesäumt ist.  Richard glaubt, am Ende werde er der Sieger sein.”

Die Darstellerin, die Richard 3 als Mann, Frau und Kind verkörpert, nimmt statt des Machtspiels in einem Feudalregime vor Jahrhunderten die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft ins Visier, ihre Ungleichheit gegenüber der Männerwelt, ihre Rechtlosigkeit, Mobbinb..

 „Auch ich bin letzten Endes eine Außenseiterin”, sinniert sie. „als Frau und als Nicht-Weiße gehöre ich zwei gesellschaftlichen Gruppen an, die häufig Opfer von Diskriminierungen werden. Antifeminismus und Rassismus gehören zu den Grundübeln der Gegenwart.” Wie ist dem zu begegnen?, fragte sich die junge couragierte Frau. „Das Leben fordert von einer Frau, sich anzupassen und den eigenen Raum klein zu halten. Also Immer lächeln und klein machen. Das habe auch ich getan. Ohne nennenswertes Ergebnis. Dazu passte ,Richard 3′. Da war ich froh, hatte ich doch das Gefühl, kleine Wellen zu schlagen, die die Welt ein bisschen, ein kleines bisschen verändern. Dieser Richard 3 erlebt nun eine noch kräftigere Wiedergeburt. Und gibt vielleicht Impulse für Frauen und andere Nicht-Gleichberechtigte.”

Die Vornamen der Schauspielerin sind wie ein Omen für das beherzte Aufnehmen und Darstellen eines klassischen Stoffes. Malaya, deutsch die „Freie”, die „Unabhängige”, wurde ebenso von ihrem germanistikbegeisterten Vater ausgewählt wie Stern.

Natürlich enthält diese Fassung auch das berühmte Zitat: „Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für mein Pferd.”

Premiere: 2. Okt., 19.30 Uhr, Kammerbühne

Klaus Wilke

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