Olympia ist vorüber und Cottbus war (mal wieder) dabei!

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Sicherlich, es gab schon Olympische Spiele, die vor ihrem Start unter einem besseren Stern standen. Zika-Virus, kollektive Dopingsperren und eine Bevölkerung, die das Versprechen eines wirtschaftlichen Aufschwungs durch ein sportliches Großereignis bereits nach der Fußball-WM vor zwei Jahren zum Reich der Fabeln zählen darf. Und Fußball mochten die Brasilianer wenigstens.
Doch trotz allem Unken: Spätestens nach ein paar Tagen erwischte man sich selbst – beim abendlichen Zappen – auf einer der Übertragungen von 8-er Kanadier und 7-er Rugby oder Doppeltennis und Einzelzeitfahren hängen geblieben zu sein.

Besonders wird man während der stundenlangen Übertragungen natürlich dann aus seiner Couchposition aufgeschreckt, wenn der Kommentator die wunderschöne Sportstadt und Spreemetropole Cottbus erwähnt, oder gar das Gesicht alter Bekannter auf dem Bildschirm aufflimmert.
Jenes von Nils Petersen zum Beispiel. Das quasi Direktduell im Elfmeterschießen um Gold, gegen den Weltstar Neymar, machte allen Cottbuser Energie-Fans auch noch einmal deutlich, welch konträre sportliche Entwicklung der eigene Verein nach Petersens Abgang 2011 durchmachen musste. Petersen bringt sechs, Neymar gar 100 Millionen auf die Marktwert-Goldwaage, während der gesamte Viertliga-Kader des FCE zusammengerechnet noch rund 2 Millionen, also einen Drittel Petersen und ein fünfzigstel Neymar (quasi 1,56 Kilogramm seines Körpergewichts) wert ist.
Eine Medaille auf dem „Cottbuser Walk of Fame“ wird es für Nils aus Wernigerode im Harz aber trotz seines einstigen zweijährigen Aufenthalts in der Lausitz nicht geben.
Anders hätte das bei Leonardo Bittencourt ausgesehen. Doch der Zauberfuß aus der Sielower Reihenhaussiedlung bekam von seinem aktuellen Arbeitgeber, dem 1.FC Köln, keine Freigabe für das Turnier in Südamerika. Eine Pille, bitterer als Melde Korn, für den Deutsch-Brasilianer.
Die wohl größten und realistischen Cottbuser Medaillen-Hoffnungen lagen vor den Spielen auf den Radsportkoryphäen Maximilian Levy und Roger Kluge. Und auch wenn beide, bei ihren vermutlich letzten Spielen, einen Treppchenrang verpassten, gilt: Respekt statt Mitleid.
Sowohl Levy als auch Kluge konnten sich bereits in Peking und/oder London mit Edelmetall beschmücken und haben nach DM-, EM- und WM-Titeln zu Hause mittlerweile wahrscheinlich ohnehin mehr Medaillen als Haken an der Wand.

Der Olympiastützpunkt (OSP) Cottbus geht zwar somit dieses Jahr bei der Medaillenvergabe leer aus, eine Bodenkachel vor dem Rathaus darf aber trotzdem aufgerissen werden…Und zwar für die Verewigung Robert Hartings.

Apropos… kaum einer hätte Cottbus in diesem Sommer eindrucksvoller und ehrlicher auf diese olympische Landkarte bringen können. Im Stile eines expressionistischen Künstlers gibt er dem Konsumenten vor: Ich liefere, ihr interpretiert. Am Ende steht eine weitere, indiskutable goldene Medaille im Hartingschen Elternhaus in Burg. Ein unverwesbares Stück Sportgeschichte.

Frances Herrmann und Jana Majunke

Frances Herrmann (l.) und Jana Majunke mit ihren Bronze-Medaillen, die sie bei den Paralympics in Rio de Janeiro gewonnen haben. Wenn man die Medaillen schüttelt, hört man Kugeln innerhalb des Medaillenkörpers hin und her rollen. Jana erklärt: „Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen klingen verschieden, damit auch die sehbehinderten Sportler nicht benachteiligt sind.“ Foto: TSPV

Eindrucksvollere Verschönerungen am „Neumarkt 5” schaffte in diesem Sportsommer wohl nur der BPRSV. Der Brandenburgische Präventions- und Rehabilitationsverein reist gleich mit 3 Medaillen aus Brasilien in die Lausitz zurück. Überschwänglich viel öffentliche Aufmerksamkeit zogen die internationalen Topleistungen der Cottbuser Para-Athleten in den vergangenen Jahren zu Unrecht, nicht auf sich. Umso süßer dürften nun Trainer Ralf Paulo und seinen Schützlingen Martina Willing und Frances Herrmann, die in Rio gepflückten edelstahlenen Früchte geschmeckt haben. Bronze und Silber durften am Ende des Speerwurfwettkampfes in glücklichen Empfang genommen werden.

Die Ur-Cottbuserin und kurz zuvor 26 Jahre alt gewordene Jana Majunke sorgte mit ihrer Bronzemedaille im Straßenrennen der Paracyclerinen für die vorerst letzte Veränderung auf dem Südbrandenburger „Boulevard of Dreams“. Mindestens für die nächsten vier Jahre.

Nichtsdestotrotz: Wenn es nach uns geht, dürfen Robert, Frances, Martina und Jana Vorbild für unzählige weitere ambitionierte Sportler sein. Notfalls bis der „Walk of Fame“ bis zur Spreegalerie, ach was….bis nach Kolkwitz reicht.

Konichiwa Tokio und so… bis bald!

Stefan Göbel

Foto: Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe begrüßte am 20. September Frances Herrmann und Jana Majunke (jeweils Bronze-Gewinnerinen) sowie Janne-Sophie Engeleiter (vordere Reihe, v.l.) und ihre Trainer René Schmidt und Ralf Paulo (hintere Reihe, v.l.) bei ihrer Rückkehr nach Cottbus. (TSPV)

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