Rubrik: buch & film

Sonntag, FFC17 Gut gefüllt ist der Saal in der Stadthalle zum „Nachspiel“. Jan Svérak gibt sich die Ehre. Gestern Abend wollte er lieber in einen russischen Film gehen, doch die Organisatoren sagten: „Sie müssen leider bitte zur Preisverleihung.“ Der sympathische Tscheche hatte ja nicht am Wettbewerb teilgenommen und dachte, dass er eigentlich nur für einen Lifetime Award in Frage käme. Und dass diese Auszeichnung an sich doch etwas für alte Herren wäre, die sich dann bitteschön zur Ruhe setzen sollten. Schade! Doch er bekam den Publikumspreis verliehen. Klar, kann man da schon sagen. „Barfuß“ ist ein herzallerliebster, warmer, rundum beglückender…

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„Die Partitur des Krieges – Leben zwischen den Fronten“ – ein Dokumentarfilm über die Reise eines Berliner Geigers zu den Menschen beidseits der ukrainischen Konfliktlinie, an dem der Ex-Cottbuser Kai-Uwe Kohlschmidt mitwirkte, läuft am 12. Juli im rbb-Fernsehen. Kai-Uwe Kohlschmidt, Sänger von Sandow, und Mark Chaet, Geiger aus Berlin, aber geboren in der Ukraine, kennen sich seit Jahren. Letzterer hatte vor zwanzig Jahren seine Heimat verlassen, um das Geigenstudium, das er am Donezker Konservatorium aufgenommen hatte, an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler zu beenden. Seitdem ist er in Deutschland heimisch geworden und ein anerkannter Musiker. In seine Heimat ist der…

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Alles rund um´s Kino: „Zwölf Uhr mittags“ – das Radioeins-Filmmagazin mit Knut Elstermann, jeden Samstag von 12-14 Uhr https://youtu.be/r0HbvB1Y3YA Nomaden des Himmels Mirlan Abdykalykow ist der Sohn des berühmten kirgisischen Regisseurs Aktan Abdykalykow. In seinem schönen Debütfilm „Nomaden des Himmels“ stellt er sich bewusst in die Tradition des Vaters. Beiden geht es um den Zusammenprall von Tradition und Moderne in ihrem Land. „Nomaden des Himmels“ erzählt von einer Familie in den abgelegenen Weiten Kirgisiens, wo die alten Mythen und Rituale noch lebendig sind. Mit dem ältesten Sohn, der aus der Stadt zu Besuch kommt, zieht auch die Unruhe in die…

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Ein Buch über LKW´s lesen? Ich, Frau, nehme die „Brummis“ auf der Autobahn eher als unangenehm wahr, vielleicht fällt mir dazu noch ein bisschen Trucker-Romantik ein. Beim Lesen begriff ich, welch harter Job Fernfahrer ist, die Jungs gezwungenermaßen immer halb in eine Straftat verwickelt sind. Es geht um Leistungs- und Zeitdruck, manipulierte Tachoscheiben und andere Tricks. Der Geldener Ballack alias Rainer Große erzählt schnörkellos ausjahrzehntelanger Erfahrung. Das Faszinierende: Wahnsinn LKW ist mit technischen und vor allem mit vielen geschichtsträchtigen Informationen gespickt, beginnend in den 1980er Jahren. Da gab es noch zwei deutsche Staaten und Spionage, an europäischen Ländergrenzen Schlagbäume und…

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In Tausenden von Briefen an die Staatsspitze, Parteifunktionäre und Medien äußerten DDR-Bürger ihre Meinung, manche offen unter ihrem Namen, die meisten anonym. Sie spiegeln Gedanken, Ängste und die zunehmende Wut der Bevölkerung wider. Ihre Adressaten erreichten diese Schreiben niemals, dafür sorgte die Stasi. Der Politologe Siegfried Suckut, langjähriger Mitarbeiter der Stasiunterlagenbehörde, hat eine prägnante Briefauswahl aufbereitet, die eine spannende, manchmal fast absurd anmutende Lektüre bietet. Siegfried Suckut (Hg.): Volkes Stimmen, dtv, 26,90 EUR Düsterbusch ist kein Ort für Helden – ein Kaff am Rande des Spreewalds. Anton wohnt hinter dem Mähdrescher Friedhof und träumt vom großen Leben. Bis er eine…

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Man stelle sich das vor: Großbritannien verlässt die EU und nimmt zugleich alles wieder mit zu sich, was über Jahrhunderte das britische Königreich an Ideen und Einflüssen verließ und sich im Rest Europas breit machte. Als erstes wird Shakespeare returniert. Und zwar completely. Und zwar for ever. Theaterspielpläne nur noch poröse Abraumhalden. Bücherregale nun ohne jeden Halt. Für Schultheatertruppen ab sofort nur mehr Hans Sachs. Im Literaturunterricht nie wieder Hamlets Monolog verstottern. Gebrüder Schlegel oder Tieck rückwirkend als Übersetzer entweiht. Geflügelte Worte fliegen zurück ins vermeintliche Heimatquartier Stratford-upon-Avon. Und schließlich: Wir shakespeareverdorbenen Schöngeister müssten flugs vergessen, was wir bei ihm…

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Alles rund ums Kino: Zwölf Uhr mittags“ –das radioeins-Filmmagazin mit Knut Elstermann, jeden Samstag von 12 – 14 Uhr Herbert Herbert war in der DDR ein erfolgreicher Boxer, nach der Wende und dem großen Absturz schlägt er sich als Schuldeneintreiber und Türsteher durch, einsam, fast gefühllos. Zunächst mit kleinen Anzeichen, dann mit schrittweisem, unaufhaltsamen Verfall ergreift die tödliche ALS-Krankheit von ihm Besitz. Sie raubt ihm die Bewegungsfähigkeit, die Sprache. Nach einem Drehbuch von Clemens Meyer („Als wir träumten“) drehte Thomas Stuber diesen beeindruckenden Film, in dem der große Schauspieler Peter Kurth alles gibt. Er spielt hingebungsvoll und minimalistisch zugleich einen…

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von Knut Elstermann Spotlight Der Skandal kam 2001 ins Rollen. Der neue Chefredakteur des „Boston Globe“ setzt seine Reporter auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche an. Bei ihren Recherchen wird den entsetzten Journalisten das erschreckende Ausmaß der Verbrechen klar, sie stoßen dabei auf die ungeheuerlichen Vertuschungen durch höchste Kreise der Kirche. Tom McCarthys meisterhafter Film mit glänzenden Darstellern wie Michael Keaton und Mark Ruffalo entfaltet eine große, fesselnde Intensität und zeigt immer Respekt vor den Opfern, die oft aus der Unterschicht kamen. Ein Lehrstück über düstere Machtstrukturen, zugleich eine Würdigung sorgfältiger Presse-Recherche-Arbeit, die leider vom Aussterben bedroht ist. Schon…

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Familie haben Eine filmische Familienaufstellung: Der junge Regisseur Jonas Rothlaender geht in dieser beeindruckenden Dokumentation all den Fragen nach, die in seiner Familie nicht gestellt wurden. Warum hat der uralte Großvater das Vermögen seiner Frau durchgebracht? Warum hat niemand der Oma finanziell geholfen? Warum ist die eigene Mutter so kühl zu ihren Kindern? „Familie haben“ ist ein sehr persönlicher, sehr ehrlicher und schmerzlicher, aber nie peinlicher Film, weil der Regisseur es vermag, mit seinen genau gezeichneten familiären Konflikten eine wohl jeden betreffende Frage aufzuwerfen: Vererbt sich das Unglück in der Familie, gibt es so etwas wie eine DNA für das…

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