Rubrik: buchäcker

BUCH-HÄUSER In dieser Rubrik, die im Wechsel mit der Rubrik „Wiedergelesen“ erscheint, stellen wir Verlage, Buchhandlungen und Bibliotheken der Region vor. Heute: Die Stadt- und Regionalbibliothek Cottbus in der Berliner Straße 13/14 sieht sich seit 2013 mit der Volkshochschule als Lernzentrum unter dem Dach eines Hauses vereint, das vor 110 Jahren als Geschäftshaus einer erfolgreichen Tuchmacherfirma gebaut wurde. Vom letzten Inhaber Gerhard Jaeger ist durch seine Witwe Lucie überliefert: „Er liebte Bücher mehr als Tuche.“ Der launische Witz der Historie richtete es dann auch so ein, dass nach dem zweiten Weltkrieg und den anschließenden Restriktionen gegen das Unternehmertum aus dem…

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Ein altbekanntes Gummibandspiel Jan Böttchers Roman mit dem geheimnisvollen Titel „Y“ (Aufbau, 253 Seiten, 19,95 EUR) erzählt eine reizvolle Liebesgeschichte zwischen einem Deutschen und einer Albanerin aus dem Kosova.  Liest man Besprechungen des Buches, ist man eher abgeschreckt. In der Tat, die Handlung mag verschachtelt und kompliziert erscheinen. So hätte das Buch wohl eher „X“ heißen müssen. Aber wer beim Lesen in Texte eindringen möchte, dem wird der Roman durchaus Gewinn bringen. Die Liebesgeschichte kommt nicht in Pilcher-Art daher, sondern mehr als eine Art „altbekanntes Gummibandspiel“ des Miteinander und Auseinander und Durcheinander. Ein Spiel, das man durchaus auch auf die…

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In dieser Rubrik werden wir künftig – mit der Rubrik „Buch-Häuser“ wechselnd – an Bücher und AutorInnen erinnern, die wir vor dem Vergessen bewahren wollen. Traumata und Träume – davon ist immer wieder in den Romanen von Dorothea Kleine zu lesen. Denken wir an „Das schöne bißchen Leben“ (1985) und an „Traumreisen“ (1989). Der Cottbuser Schriftstellerin, die von 1928 bis 2010 lebte, war eine Sprache eigen, die wie für das Innenleben der Menschen, die Widerspieglung ihrer Sorgen und Probleme, aber auch ihrer  Freuden, Wünsche und Hoffnungen  geschaffen war. Jedes ihrer Bücher war ein Vorstoß und erregte deshalb Anstoß, weil für…

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Wie wunderbar verschieden die Menscherln sind Das erste Buch muss ich dem Bücherbord nicht entnehmen. Es ist so neu, dass es seinen Platz dort noch nicht eingenommen hat: Jutta Schlotts Tagebuch von einer Fußreise durch die Mecklenburger Schweiz „Blauer Mond September“ (Wiesenburg Verlag, Broschur, 238 Seiten, 18 EUR). Die Autorin, heute in Schwerin lebend, war viele Jahre am Cottbuser Theater als Dramaturgin tätig und ist die  Gefährtin ihres Ehemannes, des auch in Cottbus immer noch beliebten Schauspielers Horst Rehberg (im Buch der sympathisch-eigenwillige Friderico). Sie schreibt so eindringlich und findet wundervolle Worte für ihre Beobachtungen in der Umwelt der Menschen,…

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In einer Oase zwischen drei Palmen Eine neue Rubrik? Etwas mit Bücherwurm oder Leseratte? Ekliges Getier, finde ich. Hat doch mit Lesen nichts zu tun. Lesen ist wie Essen und Trinken etwas Genussvolles für Menschen. Einigen wir uns also aufs Bücherbord, dem ich Monat für Monat ein paar Bände entnehme und vorstelle. Diesmal ist das erste Buch ein wahrer Hammer. Aufbau hat Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ (557 Seiten, 22,95 EUR) neu herausgegeben. In einer Originalfassung, die 1932 aus Gründen politischer Vorsicht, peinlicher Prüderie und ästhetischem und auch literarischem Unverständnis ärgerliche Striche erlitten hatte. Toll, dass sich der…

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Dass es in Cottbus einen Verlag gibt, dessen Verzeichnis 800 Titel von über 100 Autoren aufweist, suggeriert eine Dimension, die an Verlage aus großen deutschen Buchstädten wie Berlin, Leipzig, München oder Frankfurt/Main erinnert. Dieser Vergleich ist natürlich Traumtänzerei. Aber der Regia-Verlag, der obengenannte Bilanz verzeichnet, ist dennoch aus dem Lausitzer Alltag der gedruckten Welt nicht wegzudenken. Museumschef Steffen Krestin ist Kronzeuge für diese Behauptung, wenn er feststellt: „Ohne den Regia-Verlag stünden Historiker, Zoologen, Botaniker, Lyriker, Erzähler und alle, die in ihrer Freizeit gern schreiben, arm da. Gäbe es diesen Verlag nicht, man müsste ihn erfinden.“ Regia hat in den kommenden…

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Jurij Brezan, der größte sorbische Dichter und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, würde am 09.06. hundert Jahre alt. Wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag endete sein literarisch äußerst ergiebiges und vielseitiges Leben: am 12.03.2006. Der Literaturwissenschaftler Dietrich Scholze hat diesem Anlass seine Biografie „Jurij Brezan. Leben und Werk“ gewidmet. Das Biografische des jungen Brezan erzählt er so anschaulich, dass man sich in seiner großen Hanusch-Biografie wähnt. Wenn er zum Werk kommt, treten größere Auseinandersetzungen, die er in der DDR sicher zu führen hatte, leider in den Hintergrund. Das nimmt man in Kauf, weil Scholze sehr eingehende, interessante Werkinterpretationen gibt und des…

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Seit 2006 erinnern in Cottbus Stolpersteine an das unmenschliche Schicksal jüdischer Mitbürger in den Jahren der Nazibarbarei. Von dem Kölner Künstler Gunter Demnig geschaffene Messingwürfel, vor ihren früheren Wohnstätten in den Boden eingelassen, erinnern mit ihren Inschriften an die Gewalt- und Mordtaten. Eine Arbeitsgruppe unter der verdienstvollen Leitung von Gudrun Breitschuh-Wiehe hatte mit ihren Recherchen den oft aus dem Gedächtnis der Nachwelt entwichenen Opfern ihre Namen zurückgegeben. Über 70 Steine sind es seither. Die Journalistin Erika Pchalek hat, zuerst im Seniorenmagazin „L“ und dann in der „Lausitzer Rundschau“, die Schicksale, die hinter diesen Namen stehen, aufgeschrieben. Der Regia Verlag Cottus…

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Belebend, bildend, ansteckend, ecoesk Umberto Ecos Bücher, mithin auch seine Person, hatten in allen Gazetten, italienischen wie deutschen wie anderweitigen, diejenige Prominenz, die ihnen immer gebührte. Es war also nicht nötig, dass der großherrliche Sensenmeister mit seinem kalten Finger auf ihn zeigte. Nun, er hat es getan, als könnte Ecos Berühmtheit auf ihn in gleicher Betriebstemperatur übergehen. Ecos Prominenz gründete sich auf seiner so ansteckenden, anregenden Klugheit, auf seinem genussverbreitenden Umgang mit Sprache, mit Literatur, mit den Erscheinungen des menschlichen Alltags. Für Utopien hatte er die richtigen Fahrpläne – 1987 beschrieb er einmal anhand seiner zwei Lieblingsbibliotheken, der Sterling Library…

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